Klimaschutz: Experten sorgen für gutes Klima

Berlin hat ein neues Expertengremium: den Klimaschutzrat. Ein Werbetrick des Senats oder echter Fortschritt? Die taz-Umfrage ergibt: Die Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft wollen Wowereit & Co. zu konsequentem Klimaschutz verdonnern.

Heißes Wetter bedeutet keineswegs gutes Klima Bild: AP

Michael Geißler, Chef der Berliner Energieagentur: "Für den Rat muss gelten, vor- und querzudenken, um schnelles und breit angelegtes Handeln für Berlin zu ermöglichen. Für die Politik kann es dann nur heißen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es - gerade in Sachen Klimaschutz! Damit den BerlinerInnen zukünftig BHKW genauso vertraut ist wie BVG und BSR." (BHKW ist die Abkürzung für Blockheizkraftwerk, d. Red.)

Im Klimaschutzrat sitzen 16 namhafte Fachleute aus Wissenschaft und Energiewirtschaft. Sie sollen künftig die Umweltverwaltung beraten, zum Beispiel bei der Umsetzung des Landesenergieprogramms oder bei der Erstellung eines Energiekonzepts Berlin 2020. "Klimaschutz ist die Herausforderung für die nächsten Jahre", begründete Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) das Gremium. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigten sich in Berlin bereits heute. Hitzewellen, Überwärmung und mangelnde Durchlüftung der Stadt träten häufiger auf, so Lompscher. "Auch Stürme, sturzflutartige Regenfälle wie in diesem Jahr und Überschwemmungen machen uns zunehmend Probleme. Darauf müssen wir reagieren." Die konstituierende Sitzung fand am Montag statt.

Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft: "In der Stadt, die ja eine Leuchtturmfunktion hat, schlummern enorme Potenziale, die bisher nicht wahrgenommen wurden. Mit der Stärkung der Solarenergie und der Solarwirtschaft macht sich Berlin einerseits unabhängiger von konventionellen Energien, andererseits zieht es Firmen und Fachkräfte mit Know-how an. Dabei muss sich die Politik trauen einzugreifen - und zum Beispiel Hausbesitzern einen Anteil neuer Energien vorzuschreiben."

Klaus Müschen, Abteilungsleiter "Klimaschutz, Umwelt und Energie" im Umweltbundesamt: "Berlin kann schon heute seine Treibhausgasemissionen deutlich senken und damit 30 Prozent der Energiekosten sparen. Und das mit Maßnahmen, die für mehr Energieeffizienz sorgen und stärker auf erneuerbare Energien setzen. Ich denke vor allem an die Kraft-Wärme-Kopplung, die Beschaffung effizienter Fahrzeuge und Elektrogeräte, die Nutzung der Solarenergie sowie die bessere Wärmedämmung der Altbauten."

Hubert Wiggering, Direktor des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung: "Das Wechselspiel zwischen Metropole und Umgebung ist wichtig. Berlin muss in eine funktionierende Landschaft Brandenburg eingebunden sein, damit verschiedene Faktoren, etwa Luftaustausch oder Wasserhaushalt, zusammenspielen. Man braucht eine gewisse Infrastruktur, um Einfluss nehmen zu können - dieser Aspekt wird bei der Debatte über Entvölkerung und leere Landstriche in Brandenburg bisher vernachlässigt."

Vera Gäde-Butzlaff, Vorstandschefin Berliner Stadtreinigung (BSR): "In zehn Jahren, also im Berlin 2017, ist hoffentlich Erkenntnis zum Handeln geworden - auch durch den Klimaschutz-Beirat. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) spielt dabei eine wichtige Rolle. Dem Beispiel, sich in einer Kooperationsvereinbarung zum Landesenergieprogramm zur Senkung des CO2-Ausstoßes zu verpflichten, sind viele Unternehmen gefolgt. Die BSR hat ihre Maßnahmen wie die energetische Nutzung von Abfällen, Erhöhung der Energieeffizienz, Kraftstoffeinsparung und Nutzung innovativer Technologien umgesetzt."

Uwe Römmling, Abteilungsleiter am Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken: "Wir werden das Landesenergieprogramm evaluieren und auf einem höheren Niveau fortschreiben, die Stadt muss sich beim Energiesparen mehr anstrengen. Ich hoffe zudem auf ein Konzept, den großen Informationsbedarf der Bevölkerung zu decken. Die steigenden Energiepreise haben viele Menschen aufgeweckt."

Astrid Aretz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung: "Der Klimaschutzrat muss Strategien erarbeiten, die auf die Region fokussiert sind. Baden-Württemberg schreibt zum Beispiel bei der Sanierung von Häusern die Berücksichtigung erneuerbarer Energien vor. Wichtig ist, dass wir der Politik Handlungsempfehlungen geben und nicht nur wolkige Papiere schreiben."

Andreas Schnauß, Abteilungsleiter "Asset Management Wärme" bei Vattenfall: "Wir möchten mithelfen, für Berlin ein realistisches zukunftsfähiges Energiemodell zu entwickeln, das Ökologie, Versorgungssicherheit und bezahlbare Energiepreise gleichermaßen berücksichtigt. Besonderes Augenmerk richten wir auf den weiteren Ausbau der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung."

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