ARD: In Kölschlaune

Nach dem Gebühren-Urteil des Bundesverfassungsgerichts diskutiert die ARD auf ihrer Hauptversammlung heiter-gelöst ihre Digitalstrategie.

Gut gelaunt: Programmdirektor Struve und der Vorsitzende Raff. Bild: dpa (Archiv)

Köln taz Digitale Entspannungsmusik nennt man das wohl. Zumindest passten die meditativen Beats, die am Mittwoch durch Sitzungsraum 6230 des WDR-Funkhauses in Köln säuselten, ebenso gut zur im psychedelischem "Das Erste"-Blau gehaltenen Saaldecke als auch zum Anlass der Veranstaltung. Denn sehr entspannt muss es auch auf ihrer gerade zu Ende gegangenen ARD-Hauptversammlung zugegangen sein.

Schließlich ist das Gebühren-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Dienstag zugunsten der öffentlich-rechtlichen Sender ausgegangen. So präsentierten sich der ARD-Vorsitzende Fritz Raff, WDR-Intendantin Monika Piel und ARD-Programmdirektor Günter Struve der Presse in Sonnendeck-Stimmung.

Er sehe den öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch das Verfassungsgerichtsurteil gestärkt, sagte Raff. "Wir haben Rechtssicherheit - und darum ist es uns gegangen, als wir vor zwei Jahren nach Karlsruhe gezogen sind."

Die Karlsruher Richter hatten am Dienstag entschieden, dass sich die Bundesländer nicht ohne weiteres über die Expertenkommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) hinwegsetzen dürfen. Demnach haben die Ministerpräsidenten gegen das Grundgesetz verstoßen, indem sie 2005 die KEF-Empfehlung unterschritten hatten.

Nach diesem "Urteil von historischer Bedeutung" habe man aber "Kölsch getrunken, keinen Champagner", sagte Raff. Denn das Ganze sei "kein Grund zum Feiern, sondern ein Arbeitsauftrag". Und der bestehe nun darin, den Programmauftrag der ARD weiter zu definieren. "Das Bundesverfassungsgericht hat darauf hingewiesen, dass unser Auftrag dynamisch zu sehen ist."

Dynamisch, das übersetzt man in der ARD dieser Tage ganz klar mit "digital". Also sei "die Message des Urteils", dass "neue Formate und Verbreitungsformen genutzt werden dürfen", so Raff. Man wolle sich, "wie im Urteil ausdrücklich gewollt", an die sich "rasch wandelnden Markt- und Technikbedingungen anpassen". Heißt übersetzt, dass man vor allem beim Online-Angebot weiter in die Offensive gehen will - eine Offensive, vor der vor allem die Verlage zittern, die um die Marktanteile ihrer eigenen Internet-Angebote fürchten.

Ein solcher Vorstoß ins digitale Zeitalter ist die neue ARD-Mediathek, die im November online gehen soll. Sie soll ARD-weit Inhalte, die bislang verstreut bei einzelnen Sendern online angeboten werden, erstmals gebündelt und übersichtlich zugänglich machen. Außerdem kann man dann die meisten Sendungen auch nach ihrer Ausstrahlung für sieben Tage herunterladen und sich "zeitsouverän" anschauen, und das natürlich kostenlos: "Was der Gebührenzahler bezahlt hat, das gehört ihm auch" sagte Raff.

Anders als beim ZDF, deren Mediathek schon online ist, will die ARD das Angebot allerdings erst einem "Testlauf" unterziehen. Und auch über kostenpflichtige Archivnutzung wurde diskutiert - die Einnahmen könnten natürlich den Zuschauern in Form weniger stark ansteigender Gebühren zugute kommen, so Raff. Und der Digitalkanal EinsExtra soll zukünftig elf Stunden am Tag ständig aktualisierte Nachrichten präsentieren. - "So viel wie kein anderer Sender", sagte der für Nachrichten gar nicht zuständige Programmdirektor Günter Struve.

Die Relax-Musik war inzwischen verklungen. Nicht auszudenken, wenn die ARD-Oberen am Abend tatsächlich Schampus getrunken hätten.

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