Kommentar Umweltschutz: Problemlösung auf Griechisch

Kurz vor dem Brand wurde ein Naturschutzgebiet zum Hausbau freigegeben - der Wald wäre weg gewesen. Zeit, dass sich die EU in Grioechenlands Umweltpolitik einmischt.

Den griechischen Ort Zacharo kennt seit August die halbe Welt. Weil das Dorf nach den Waldbränden auf der Peloponnes die meisten Toten zu beklagen hatte, standen Fernsehkameras aller Herren Länder vor den rauchenden Ruinen von Zacharo. Einen Monat später ist der Ort erneut in den Schlagzeilen, wenn auch nur in Griechenland. Wie sich jetzt herausstellte, erhielt die Gemeinde kurz vor den Wahlen vom 16. September vom Athener Finanzministerium die Genehmigung, einen abgebrannten Küstenstreifen für 60 Jahre an touristische Unternehmen zu verpachten. Zugleich wurden einige hundert illegale Privathäuser im Naturschutzgebiet legalisiert.

Das Finanzministerium stellt den Deal als Entschädigung hin, die der Staat dem hart betroffenen Zacharo schulde. Als das Land noch in Flammen stand, hatte Ministerpräsident Kostas Karamanlis seinem Volk versichert, wo Wald war, werde wieder Wald sein. Kein Quadratmeter werde verloren.

Das Europäische Parlament hat die Athener Regierung kurz vor den griechischen Wahlen auch aufgefordert, die Wiederaufforstung der abgebrannten Wälder zu garantieren. Entschließungen des Europäischen Parlaments sind nicht verpflichtend. Doch der unübersehbare Hinweis, dass die zugesagte EU-Hilfe nur bei effektivem Waldschutz sinnvoll ist, soll Athen unter Druck setzen.

Das wäre auch in anderer Hinsicht dringend geboten. Als einziges EU-Land hat Griechenland kein eigenständiges Umweltministerium. Schlimmer noch: Die Aufgabe des Umweltschutzes ruht im Ministerium für öffentliche Arbeiten. Dort ruht sie in Frieden. Was Wunder, wenn der Minister, der die Umwelt schützen soll, zugleich mit öffentlichen Aufträgen die Bauindustrie bedient. Die EU darf sich nicht darauf beschränken, Griechenland wegen Verletzung von Umweltstandards jedes Jahr horrende Strafmandate zuzustellen. Die Forderung, endlich ein selbstständiges Umweltministerium einzurichten, wäre eine Einmischung in die "inneren Angelegenheiten" eines Mitgliedslandes. Doch die würden viele Griechen, anders als früher, heute begrüßen.

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