Schadstoffe in Lebensmitteln: Gefährliche Billigpreis-Mentalität

Trotz Schadstoffen in Rucola und Paprika sind die deutschen Lebensmittelkontrolleure zufrieden. Die Billig-Mentalität der Kunden könnte das aber bald ändern.

"Wenn nicht mehr für Lebensmittel bezahlt wird, dann könnten bessere Produkte in anderen Ländern landen - die schlechteren kommen dann zu uns." Bild: ap

BERLIN taz Entwarnung für Verbraucher: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat aus seinen jährlichen Stichproben bei Nahrungsmitteln ein positives Fazit gezogen.Viele Grundnahrungsmittel weisen nur geringe Belastungen auf, erklärte die Behörde am Freitag in Berlin. So seien Fleisch, Milch und Honig nur durch eine geringe Konzentration von Schadstoffen aufgefallen. Aber auch bei Säuglings- und Kleinkindernahrung sowie Eiern und verschiedenen Käsesorten fanden die Lebensmittelkontrolleure kaum unerwünschte Stoffe. Schlechter schnitten allerdings einige Obst- und Gemüsesorten ab. Bei Paprika, Tafeltrauben und Rucola seien die Höchstwerte für Pestizidrückstände häufig überschritten worden.

Auch die Ergebnisse bei Eichblattsalat, Lollo rosso/bianco, Küchenkräutern und grünem Tee stellten die Behörde nicht zufrieden.Vereinzelt konnten sogar Werte festgestellt werden, die stark über der Norm liegen und damit die zugrunde liegende Referenzdosis weit überschritten. Der Handel müsse aus Sicht des BVL weiter den Bestand von belasteter Ware reduzieren. Akute Gesundheitsgefahren und Auswirkungen auf den Verbraucher sein aber auch in diesem Bereich nicht zu erwarten, sagte Christian Grugel, Präsident des BVL.

Die Ergebnisse wurden aus zwei unterschiedlichen Testprogrammen zusammengestellt. Dabei handelt es sich um das Lebensmittel-Monitoring 2006 sowie den Nationalen Rückstandskontrollplan für Lebensmittel tierischen Ursprungs 2006 (NRKP). Das Monitoring-Programm erstellt einen "Überblick über das, was wir täglich essen, und damit einen Spiegel der Normalität", so Grugel. 4.600 Proben seien jährlich an ausgewählten Lebensmitteln durchgeführt worden. Es gehe nicht darum, alle Lebensmittel zu kontrollieren, sondern Trendaussagen für mögliche weitere Maßnahmen abzuleiten.

Der NRKP ist mit über 600.000 Untersuchungen und Schnelltests umfangreicher. Die Lebensmittel werden direkt ab Beginn des Produktionsprozesses überwacht. Auch Hinweisen auf vorschriftswidrige Tierhaltungen werde nachgegangen.

Fragen zum Testprocedere stellt hingegen der gemeinnützige Verein "foodwatch". Der Schadstoff Dioxin werde weiterhin in Eiern gefunden. Auch Hinweise auf seit Jahren verbotene Substanzen seien in wenigen Fällen zu verzeichnen. Hier müsse im Detail noch genauer hingeschaut oder die gezogene Stichprobe vergrößert werden, sagte ein foodwatch-Sprecher der taz.

Für die Zukunft warnte Grugel allerdings vor einer schlechteren Lebensmittelqualität in Deutschland. Grund sei die herrschende Billigpreis-Mentalität der Verbraucher. "Wenn nicht mehr für Lebensmittel bezahlt wird, dann könnten bessere Produkte in anderen Ländern landen - die schlechteren kommen dann zu uns." Das könne dazu führen, dass die Qualität unseren bisherigen Ansprüchen nicht mehr gerecht werde. Jürgen Maier, Vorsitzender der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV), verwies auf die Macht des Konsumenten. Nachfragen, die in größerem Umfang geäußert werden, könnten sich schnell auf die Produktpalette auswirken. Der Verbraucher müsse sich nur seiner Macht bewusst werden.

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