Postbranche im Umbruch: Springer will kein Postbote sein

Der Springer-Verlag will den Briefzusteller PIN an den holländischen Postkonzern TNT verkaufen. Springer-Chef Döpfner hält Postmindestlohn offenbar für wahrscheinlich.

Noch strampeln die privaten Briefzusteller von PIN für Springer, doch der Konzern will seine Anteile loswerden. Bild: ap

BERLIN taz Der Springer-Verlag will sich von wesentlichen Anteilen am Briefdienstleister PIN trennen, Käufer soll nach Informationen der Financial Times Deutschland das niederländische Post-Unternehmen TNT sein. Springer hatte laut FTD im Juni für über eine halbe Million Euro 71,6 Prozent der PIN-Gruppe übernommen. Springer wollte sich am Freitag dazu nicht äußern.

Der überraschende Rückzug von Springer-Chef Mathias Döpfner zeige, dass der Konzern die Einführung eines Mindestlohns in der Briefbranche für wahrscheinlich halte, sagte am Freitag ein Branchenkenner. Denn die guten Bruttomargen zwischen 15 und 20 Prozent ließen sich vor allem durch niedrige Löhne erzielen. Dieses lukrative Geschäft könne durch einen Mindestlohn in Gefahr geraten.

Unklar ist, ob Döpfner die 510 Millionen Euro, die er laut FTD für PIN gezahlt hat, zurückbekommt. Damals war Döpfner kritisiert worden, dass der gezahlte Preis zu hoch sei. Der Aktienkurs der Springer AG war seit dem Kauf deutlich gesunken.

Sollte die Übernahme von PIN durch TNT klappen, schließen sich die beiden größten Konkurrenten der Post im Briefgeschäft zusammen. TNT ist bislang hauptsächlich in der Expresszustellung von Paketen und Briefen tätig. Mit dem Kauf der PIN AG, die über regionale Zustelldienste und das Vertriebssystem der beteiligten Verlage verfügt, kann TNT seine Dienstleistungspalette vergrößern. Mit dem erweiterten Angebot aus einer Hand würde TNT zu einem schlagkräftigen Konkurrenten der Post. Da sich die Angebote von TNT und PIN eher ergän- zen, seien Arbeitsplätze durch den Verkauf voraussichtlich nicht in Gefahr, sagte der Branchenkenner. Die Briefzustellung sei zudem auch mit Mindest- lohn noch lukrativ genug, so- dass sich ein weiterer Ausbau lohne.

Dem möglichen PIN-Verkauf ist eine wochenlange Auseinandersetzung zwischen Post und Springer-Verlag vorausgegangen. Nachdem in Springerblättern Anzeigen gegen den Post-Mindestlohn erschienen, stornierte die Post laut Medienberichten Werbeanzeigen im Wert von 800.000 Euro. Die Post habe Springer zudem unter Druck gesetzt, indem sie damit drohte, eine deutschlandweite Gratiszeitung mit Millionenauflage zu starten, hieß es. Damit würde die Post vor allem das Springer-Flaggschiff, die Bild-Zeitung, treffen.

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