Kämpfe in Somalia: Horrorszenen in Mogadischu

Nach einem Angriff der äthiopischen Armee gibt es Dutzende von Toten. Eine halbe Million Somalis fliehen aus der Hauptstadt. Internationale Hilfe ist nicht in Sicht.

Die Gewalt in Somalia reißt nicht ab und die internationale Gemeinschaft schweigt. Bild: ap

NAIROBI taz In den Straßen Mogadischus lagen am Freitag die Leichen zahlreicher Somalis und Äthiopier, den Opfern der jüngsten Gefechte. Ihre Zahl schwankt zwischen 20 und 50. Alle gezählt hat niemand. Die äthiopische Armee hatte am Donnerstag in der somalischen Hauptstadt erneut eine blutige Offensive gegen mutmaßliche Anhänger der Islamisten eröffnet, die sie Ende 2006 an der Seite von Soldaten der somalischen Übergangsregierung verjagt hatte. Sie bombardierte den größten Markt Mogadischus mit Mörsergranaten. Augenzeugen berichten von Szenen wie aus dem Horrorfilm: Überall hätten Leichenteile gelegen, mindestens acht Bewohner wurden zerfetzt.

Die Untergrundkämpfer schändeten die Leiche eines äthiopischen Soldaten, die sie im Norden der Stadt durch die staubigen Straßen zogen. Solche Szenen gelten als demonstrative Demütigung, seit Somalis 1993 mit GIs der US-Armee das Gleiche machten. Am Freitag kämpften sich äthiopische Soldaten durch die Vorstädte, um die Leichen zu finden. Örtliche Journalisten sprachen von "erbarmungslosen Vergeltungsschlägen", überall werde heftig gekämpft.

Fast eine halbe Million Somalis sind inzwischen aus Mogadischu ins karge Umland geflohen, wo Helfer kaum in der Lage sind, sie zu versorgen. Obwohl die Äthiopier gerade erst ihre Truppen in Mogadischu noch einmal verstärkt haben, zeichnet sich kein militärischer Vorteil für die eine oder die andere Seite ab.

Ein Sprecher der Hawiye, größter Clan in Mogadischu, bot gestern an, "die Untergrundkämpfer von einer Einstellung ihrer Angriffe zu überzeugen, wenn Äthiopien seine Truppen zurückzieht". Doch ein Abzug der Äthiopier wird immer unwahrscheinlicher. Denn die Hoffnung, die UN könnten einen Blauhelmeinsatz in Somalia wagen und damit die Äthiopier ablösen, zerstörte der Generalsekretär Ban Ki Moon selbst. "Ein UN-Einsatz in Somalia ist weder realistisch noch nachhaltig", sagte Ban am Donnerstag in New York. "Wegen der Sicherheitslage konnten wir nicht mal eine Untersuchungsmission entsenden." Ban schlug stattdessen eine "Koalition der Willigen" vor - wohlwissend, dass es die nicht gibt. Selbst die Afrikanische Union hat in über einem halben Jahr statt der gewünschten 8.000 Soldaten gerade einmal 1.600 Ugander zusammenbekommen, die strategische Stätten wie Hafen oder Flughafen schützen. In die Kämpfe greifen sie nicht ein.

"Die internationale Gemeinschaft schweigt über die Massaker der Äthiopier", kritisierte der Hawiye-Sprecher. "Wir sind sehr unglücklich über die Absage zu einem Zeitpunkt, wo Somalia die UN am meisten braucht."

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