Markus Kavka eröffnet Netztagebuch: Gegen Rechte - notfalls mit ihnen

MTV-Moderator Markus Kavka eröffnet ein Netztagebuch. "Störungsmelder" klärt über Rechtsextremismus im Web auf, will Texte Rechter aber nicht zensieren.

"Es ist falsch, die Rechten zu dämonisieren": Screenshot von http://blog.zeit.de/stoerungsmelder Bild: dpa

BERLIN taz Nachts in Brandenburg, vor gut einem Jahr: MTV-Moderator Markus Kavka hält an einer Tankstelle. Als er auf dem Parkplatz eine Gruppe von Kerlen sieht, die unschwer als Rechte auszumachen sind - Glatzen, Bomberjacken, Nazisymbole - überlegt er kurz, weiter zu fahren. Aber der Tank ist leer. Seit Jahren kämpft Kavka öffentlich gegen Neonazis. Er steigt aus. Und die Rechten lassen auch nicht lange auf sich warten. Sie kommen auf ihn, aus der Nähe sieht er die Thor Steinar-Logo auf ihrem Ärmel - und bitten Kavka um ein Autogramm.

Erstmal ist er perplex. Als er aber wieder im Auto sitzt, kommt ihm die Idee zu dem, was am Montag in Berlin unter dem Namen "Störungsmelder" eröffnet wurde: Ein Weblog, auf dem junge Prominente junge Menschen gegen Rechts mobilisieren. Moderatoren wie Klaas Heufer-Umlauf und Ole Tillmann schreiben unter www.stoerungsmelder.org von ihren Erfahrungen mit Ausländerfeindlichkeit.

Allerdings prangt oben auf der Seite auch ein link "Autor werden". Die Initiatoren wollen den Jugendlichen in den Regionen eine Stimme geben. Selbst rechte Beiträge werden nicht gelöscht. "Es ist falsch, die Rechten zu dämonisieren", sagt Christian Bangel, Redakteur des Zeit-Zuenders, einem Internetportal der Wochenzeitung DIE ZEIT, das das Projekt mitträgt. Vielmehr wolle man gemeinsam mit den Usern die Argumente der Rechten auseinandernehmen.

Dabei soll die Popularität von Stars wie Fußballer Thomas Hitzlsperger und Schauspielerin Nina Gnädig helfen, denn so Kavka: "Solche Typen reden nicht mit einem Sozialarbeiter oder mit Antifa, aber die reden mit mir", beziehungsweise mit jedem, den sie von MTV kennen.

Der Webblog hat zahlreiche Unterstützer. Neben dem Zeit-Zuender sind unter anderem jetzt.de, die Jugendzeitung Spiesser und die Zeitschrift 11 Freunde dabei. Dabei hat man ein Medium gewählt, das sich nicht nur zur bevorzugten Informationsquelle der Jugend entwickelt, sondern gerade von Rechten intensiv genutzt wird: das Internet. So beobachtete das Rechtsextremismus-Projekt von jugendschutz.net im letzten Jahr mehr als 1.500 Web-Angebote. Die Sites sind speziell auf Jugendliche abgestimmt: Wenig Text, viel Symbole. Die NPD bietet auf ihrer Domain die CD, die sie bereits auf Schulhöfen verteilt hat, sogar zum Download an. Kostenlos. "Ignorieren hilft nicht", sagt Patrick Gensing, Macher des NPD-Blogs, der bei stoerungsmelder mitmacht.

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