Kommentar Attac: Wichtiger Spagat

Der Generationswechsel ist überstanden - Attac hat sich erneuert. Jetzt kann sich die Organisation wieder an ihr Kerngeschäft machen:die Kritik an der finanzmarktgesteuerten Globalisierung.

Attac hat seinen Generationswechsel gut überlebt. Nach dem Abschied der Gründergeneration ist die neue Führung, die am Wochenende in Gladbeck gewählt wurde, nun jünger und weiblicher geworden. Entscheidend ist jedoch: Das vertretene politische Spektrum ist das Gleiche geblieben.

Ein personeller Linksruck hätte das wichtigste Kapital der Globalisierungskritiker verspielt: ihre Glaubwürdigkeit in der Mitte der Gesellschaft - und damit den Mehrwert, den Attac gegenüber radikaleren linken Gruppen besitzt. Eine Selbstbeschränkung auf kritisches Expertentum hätte die Rolle Attacs ebenfalls überflüssig gemacht. Experten ohne aktivistische Basis gibt es genug.

Das Wahlergebnis von Gladbeck zeigt: Die Attac-Basis hat verstanden, dass von dem Mitte-links-Spagat am Ende alle profitieren. So bleibt Attac zwar gnadenlos anstrengend und streitlustig, aber dafür als Bindeglied unverzichtbar.

Das neue Kampagnenthema der Globalisierungskritiker spiegelt diesen Spagat wider. Bei der Forderung nach einer "demokratischen Kontrolle der Stromkonzerne" ist für jeden das dabei, was er darunter verstehen mag. Die neue Führung wird sich daher anstrengen müssen, das Thema so zu füllen, dass keine altbackene Verstaatlichungs-Rhetorik dabei herauskommt. Doch selbst wenn sie zu einer gemeinsamen Position findet, dürfte es schwierig werden, damit in der Öffentlichkeit gehört zu werden. Denn auf dem Feld der Energiekonzern-Kritiker ist das Getümmel groß: Da findet man neben Umweltverbänden auch wirtschaftsliberale CDU-Politiker und sogar die sonst so oft kritisierte EU-Kommission mit ihren Zerschlagungsplänen. Ob man da die einen Kritiker von den anderen noch unterscheiden kann, ist fraglich.

Attac sollte daher sein Kerngeschäft nicht aus den Augen verlieren: die Kritik an der finanzmarktgesteuerten Globalisierung. In den vergangenen Monaten konnte man weltweit die Auswirkungen einer Finanzkrise spüren. Bei Attac waren sie derweil mit sich selbst beschäftigt. Mit der neuen Führung ist es jetzt Zeit, wieder nach außen zu wirken. NIKOLAI FICHTNER

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