Tod in der Antarktis: Japan jagt wieder Wale

Nach 44 Jahren ist die japanische Walfangflotte wieder unterwegs - und jagt Buckelwale in der Antarktis. Die Regierungen Australiens und Neuseelands kritisieren Japan stark, Greenpeace kündigt Aktionen an

Ein Wal wird von einem japanischen Walfangboot aus harpuniert. Bild: dpa

TOKIO taz Die Regierungschefs von Australien und Neuseeland haben Japans Jagd auf Wale in der Antarktis kritisiert. "Wir mögen es überhaupt nicht, dass die japanische Walfangflotte dort unterwegs ist", sagte die neuseeländische Premierministerin Helen Clark am Montag. Der australische Premier John Howard sagte, er sei "absolut nicht einverstanden". Am Sonntag war eine japanische Walfangflotte mit sechs Schiffen aus dem Hafen der südjapanischen Stadt Shimonoseki ausgelaufen.

Bis April nächsten Jahres wollen die Jäger in den Gewässern nahe der Antarktis bis zu 850 Zwergwale sowie erstmals auch 50 Finn- und Buckelwale harpunieren. Die Expedition dient nach Angaben der staatlichen Fischereibehörde ausschließlich Forschungszwecken. "Wir versuchen Daten zum Mageninhalt der Meeressäuger zu gewinnen" so Hideaki Okada, Vertreter der Behörde.

Junichi Sato von Greenpeace Japan bezweifelt die offizielle Version. "Seit Beginn des Moratoriums wurden 7.000 Wale erlegt. Das müsste reichen, um eine angemessene Forschung zu ermöglichen. Stattdessen steigen die Fangquoten von Jahr zu Jahr an." Zudem konnten bahnbrechende Forschungsergebnisse bislang kaum vorgelegt werden, so Sato weiter.

Die aktuelle Expedition untersteht dem japanischen Walforschungsinstitut, dass sich personell und finanziell weitgehend aus einem ehemaligen Walfangunternehmen rekrutiert. Das internationale Moratorium zur Jagd auf die Meeressäuger trat 1986 in Kraft, die Gründung des formell unabhängigen Instituts erfolgte ein Jahr später. Japan nutzt seitdem ein Schlupfloch in den Bestimmungen der internationalen Walfangkommission: Zu rein wissenschaftlichen Zwecken ist der Fang in einem begrenzten Ausmaß erlaubt. Daneben drängt Japan in der Kommission offensiv auf eine Aufweichung der Bestimmungen.

Der "wissenschaftliche" Walfang wird unter anderem durch jährliche Subventionen in Höhe von circa drei Millionen Euro gefördert. Der Großteil der Einnahmen stammt jedoch aus dem Verkauf des Fleisches an Handelsketten und Restaurants. Laut Okada werden die Forschungsaktivitäten bereits an Bord der Walfänger weitgehend abgeschlossen. Das verbleibende Fleisch wird danach gekühlt, eingelagert und nach der Rückkehr in die Heimat zu einem vom Walforschungsinstitut festgesetzten Preis verkauft.

Das Mutterschiff der Expedition, die "Nisshin Maru", wurde bei einer vorangegangenen Mission im Februar diesen Jahres durch zwei Zwischenfälle bekannt. Zuerst kollidierte der Walfänger mit einem wesentlich kleineren Schiff der Umweltorganisation Sea Shepherd, wobei die Bordwand des Letzteren aufriss. Fünf Tage später brach an Bord der "Nisshin Maru" ein Großfeuer aus, dessen Ursachen nach Angaben der japanischen Fischereibehörde noch immer nicht vollständig geklärt sind. Das Schiff geriet in Schlagseite, Treibstoffs und Chemikalien zur Walfleischverarbeitung liefen ins Meer. Damals wie heute interessierten sich ausländische Medien weit mehr für die japanischen Walfangambitionen als die Japaner selbst.

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