Unruhe in Pakistan: Ex-Premier Sharif kehrt zurück

Vor der Ankunft des Oppositionspolitikers werden Mitglieder und Sympathisanten seiner Partei festgenommen. Nahe der Grenze fordern zwei Selbstmordanschläge 35 Tote.

Bejubelt und von der Presse umringt: Ex-Premier Nawaz Sharif. Bild: rtr

DELHI taz Der frühere pakistanische Premierminister Nawaz Sharif ist am Sonntagabend unter dem Jubel tausender Anhänger in seine Heimat zurückgekehrt. Er landete in Lahore in einem Flugzeug des saudischen Königs Abdullah, in Begleitung von etwa vierzig Familienangehörigen und Vertretern seiner Partei, der Muslim-Liga(N).

Die Behörden hatten zuvor zahlreiche Parteimitglieder festgenommen. In der Provinz Punjab wurden nach Angaben eines Sprechers der Muslim-Liga (N) in der Nacht zum Sonntag rund 3.000 Parteimitglieder und Sympathisanten in Gewahrsam genommen. Mit den Festnahmen wollten die Behörden einen ähnlichen Massenaufmarsch verhindern, wie er bei der Rückkehr von Benazir Bhutto vor fünf Wochen zu sehen war; dabei waren zahlreiche Menschen umgekommen. Dies hinderte allerdings viele Sharif-Anhänger nicht daran, den Sicherheitsring um den Flughafen von Lahore zu durchbrechen.

Sharif hatte bereits am 10. September versucht, sein siebenjähriges Exil zu beenden. Er wurde aber kurz nach seiner Landung in Islamabad wieder nach Saudi-Arabien abgeschoben. Nach Auffassung der Regierung hatte Sharif eine Verpflichtung aus dem Jahr 2000 gebrochen, zehn Jahre im Ausland zu leben; im Gegenzug sei ihm eine Amnestie von seiner lebenslänglichen Haft gewährt worden. Doch die erzwungene Rückkehr hat die saudische Regierung verstimmt, da sie sich immer mehr in die Innenpolitik Pakistans hineingezogen sah. Sie hat in den letzten Wochen den Druck auf das Musharraf-Regime verstärkt, Sharif nach Pakistan zurückkehren zu lassen. Musharrafs Besuch in der saudischen Hauptstadt Riad vor einer Woche, meinen pakistanische Zeitungen, sei ein Versuch gewesen, die Saudis davon abzuhalten. Stattdessen überzeugten sie Musharraf, Sharif wieder ins Land zu lassen.

Die Rückkehr des Oppositionspolitikers wird die politische Konstellation in Pakistan zweifellos verändern. Die Muslim-Liga (N) ist die nach der Volkspartei PPP von Benazir Bhutto größte Partei des Landes. Beide sind alte Rivalen, und das Abkommen zwischen Musharraf und Bhutto im vergangenen Oktober - er hatte ihr die Rückkehr ermöglicht - schien das angespannte Verhältnis noch zu vertiefen.

Seit der Ausrufung des Notstands am 3. November finden sich beide Politiker aber auf der gleichen Seite wieder. Bhutto hat in den vergangenen Wochen mehrere Gespräche mit Sharif geführt. Dieser hatte am Samstag erklärt, er werde Bhutto sofort nach seiner Rückkehr treffen. Es werde keine Gespräche mit dem Regime geben, solange das Kriegsrecht in Kraft sei.

Andererseits gibt es Gerüchte, wonach Musharraf Sharifs Rückkehr nur unter der Bedingung zugestimmt hat, dass dieser bereit ist, sich an den Wahlen am 8. Januar 2008 zu beteiligen. Das Datum für Kandidaturen läuft am heutigen Montag ab. Damit würde sich die Drohung eines Wahlboykotts der Opposition unter dem Kriegsrecht in Luft auflösen und die Position des Präsidenten gestärkt. Er kündigte am Sonntag an, am Mittwoch die Generalsuniform abzulegen und am Tag darauf den Amtseid als Präsident zu leisten.

In der pakistanischen Garnisonsstadt Rawalpindi nahe der Grenze zu Afghanistan haben am Samstagmorgen zwei Selbstmordanschläge 35 Menschen das Leben gekostet. Zielscheibe waren in beiden Fällen die Sicherheitskräfte des Landes. Ein mit Sprengstoff beladener Kleinlaster rammte einen Bus mit Beamten des militärischen Geheimdienstes ISI, als dieser kurz vor Arbeitsbeginn beim Gebäude der Organisation vorfuhr. Beinahe gleichzeitig sprengte sich in wenigen Kilometern Entfernung bei einem Kontrollposten ein Mann in die Luft und tötete einen wachhabenden Beamten.

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