Nach dem vermeintlichen Amoklauf: Landtag untersucht Kölner Suizid

Im Fall des Jugendlichen, der angeblich Amok laufen wollte, sind viele Fragen offen. Die Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen zum Vorgehen der Polizei aber ein.

Was passierte wirklich bei dem Gespräch der Polizei mit Rolf B.? Bild: dpa

KÖLN taz Der vermeintlich von der Kölner Polizei verhinderte Amoklauf eines 17-jährigen Schülers steht in dieser Woche auf der Tagesordnung des nordrhein-westfälischen Landtags. Anderthalb Wochen nach der Selbsttötung des Jugendlichen beraten der Schul- und der Innenausschuss am Donnerstag über den Fall.

Die Opposition fordert von der schwarz-gelben Landesregierung eine "lückenlose und widerspruchsfreie Aufklärung" der Vorgänge am Kölner Georg-Büchner-Gymnasium im Vorfeld des Suizids von Rolf B. "Es ist ein Skandal, dass sich Schulministerin Barbara Sommer bisher nur völlig unqualifiziert und Innenminister Ingo Wolf überhaupt nicht zu dieser Tragödie geäußert haben", sagte die grüne Abgeordnete Sigrid Beer.

Unterdessen hat die Kölner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen zum Vorgehen der Polizei eingestellt. "Es konnte nicht festgestellt werden, dass sich eine Person im Umgang mit dem Jugendlichen in strafrechtlich relevanter Weise verhalten und fahrlässig seinen Tod verursacht hätte", sagte Oberstaatsanwalt Alf Willwacher. Während ihres "sachlich geführten Gesprächs" habe es für die beiden betreffenden Polizisten keine Anzeichen für einen drohenden Suizid des Schülers gegeben. Zehn Minuten nach der Unterredung warf sich Rolf B. vor eine Straßenbahn.

Die Staatsanwaltschaft betonte, dass weder Lehrer noch Polizisten dem Schüler mit schulischen oder mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht hätten. Nach der "Gefährderansprache" hatte Rolf B. vorgegeben, auf die Toilette zu gehen, flüchtete stattdessen jedoch aus der Schule. Laut Staatsanwaltschaft habe ein Beamter im Flurbereich zwar "kurz nach dem Jugendlichen Ausschau" gehalten, an der anschließenden Suche im Gebäude hätten sich die Polizisten jedoch nicht mehr beteiligt, sondern vielmehr die Schule verlassen.

Das allerdings widerspricht der bisherigen Darstellung der Polizei. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert jetzt die Einleitung einer unabhängigen Untersuchung.

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