Britische Lehrerin im Sudan verurteilt: Beim Bären des Propheten

Eine Lehrerin ist im Sudan zu 15 Tagen Haft verurteilt worden. Sie taufte einen Teddy "Mohammed". Tausende Demonstranten wünschen ihr den Tod.

Ein gefährliches Kuscheltier. Bild: dpa

Im Sudan haben tausende Demonstranten die Hinrichtung einer britischen Lehrerin gefordert, die es erlaubt hatte, dass in ihrem Unterricht ein Teddybär den Namen Mohammed erhielt. Die Protestler versammelten sich in der Hauptstadt Khartum vor dem Präsidentenpalast. Sie riefen: "Schande über Großbritannien" und "Keine Toleranz: Hinrichtung".

Die 54-jährige Gillian Gibbons, eine Grundschullehrerin aus Liverpool, war am Donnerstagabend von einem Gericht in Khartum zu 15 Tage Haft verurteilt worden, weil sie nach Ansicht des Gerichts den islamischen Glauben verunglimpft hat. Es ging um einen Teddybären, der Teil eines Projekts an der britischen Schule in Khartum war: Die Kinder nahmen ihn mit nach Hause und schrieben ihre Erlebnisse mit ihm auf, um ihr Englisch zu verbessern. Gibbons regte an, die Klasse könne dem Bären auch einen Namen geben. Die Schüler stimmten ab - 20 von 23 Schülern waren für Mohammed.

Als dies öffentlich wurde, machten Sudans einflussreichste Imame in Regierungszeitungen Stimmung gegen den "Teddy-Skandal": Man müsse die volle Härte des Gesetzes walten lassen, denn Gibbons Tat sei Teil einer westlichen Verschwörung gegen den Islam.

Nach dem Urteil hat die Verteidigung Berufung eingelegt, doch Freitag ist Feiertag im Sudan. Die Verurteilte muss nun in Khartums überfülltem Frauengefängnis einsitzen. Danach wird sie ausgewiesen.

Es geht es bei dem Prozess wohl um rein weltliche Dinge. London hat gerade die Auslieferung zweier Vertreter des Regimes gefordert, die der Internationale Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen in Darfur sucht. Zudem schürt Khartum Hass gegen den Westen, um die Entsendung von Blauhelmen nach Darfur zu behindern.

In London bestellte der britische Außenminister David Miliband unterdessen Omer Siddig, den sudanesischen Botschafter, zu sich, um ihm "unmissverständlich klarzumachen", dass die britische Regierung "ernstlich besorgt" sei. Britische islamische Organisationen kritisierten das Urteil ebenfalls, weil es den Islam in ein schlechtes Licht rücke.

Die britische Presse reagierte fassungslos auf die Affäre. Gibbons sei "von islamischen Religionseiferern verdammt worden, die unbedingt einen Streit heraufbeschwören wollten", schrieb der Daily Mirror gestern. "Gillian muss nur noch ihre Reststrafe von zehn Tagen absitzen. Aber zehn Tage in dem von Ratten verseuchten Omdurman-Gefängnis ist ein Urteil, das einem das Herz gefrieren lässt." Die Sun bemerkte sarkastisch, Gibbons habe Glück gehabt, dass sie keine Männerkleidung getragen habe, denn das hätte die Todesstrafe nach sich gezogen.

Die Times hält das Urteil dagegen für einen cleveren Schachzug: Einerseits konnte Sudans Regierung den Gläubigen vor den Freitagsgebeten sagen, dass die Blasphemie gesühnt worden sei. Andererseits hat man sich einen internationalen Konflikt erspart, der ausgebrochen wäre, wenn das Gericht öffentliches Auspeitschen verhängt hätte. Außerdem müsse die britische Regierung nun keinen Druck auf den Sudan ausüben, der ohnehin aussichtslos gewesen wäre.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.