Cervantes-Literaturpreis für Gelman: Ein Schriftsteller, der bewegt

Juan Gelman hat die höchste literarische Auszeichnung im spanischen Sprachraum erhalten. Der argentinische Schriftsteller ist ein Kämpfer für die Menschenrechte.

Juan Gelman, 77. Bild: dpa

Schriftsteller, Vater eines ermordeten Sohnes, Poet, Schwiegervater einer verschwundenen Schwiegertochter, politischer Kämpfer für die Menschenrechte, Großvater einer wiedergefundenen Enkelin: all das vereint sich in Juan Gelman. Jetzt wurde der argentinische Dichter mit dem Cervantespreis geehrt, der höchsten literarischen Auszeichnung der spanischsprachigen Welt. Sie wird seit 1976 verliehen und ist mit gut 90.000 Euro dotiert.

Liebe, Tod und Erinnerungen an die Kindheit sind zentrale Themen seiner schriftstellerischen Arbeit. 1956 erschien Gelmans erster Gedichtband, "Violín y otras cuestiones" (Violine und andere Angelegenheiten). 1962 folgt "Gotán", dann "Cólera Buey" (Ochsenwut, 1971). Auf Deutsch erschienen sind "Dibaxu-Debajo/Darunter" und der Gedichtband "Spuren im Wasser". Soziale und politische Themen tauchen darin auf, gedichtet, verdichtet, poetisch, nicht kämpferisch. 1997 wird Gelman mit dem argentinischen Nationalpreis für Poesie geehrt.

Juan Gelman wurde 1930 in Buenos Aires als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine geboren. Er wuchs in einem politisierten Elternhaus im jüdischen Viertel Villa Crespo auf. Der engagierte Vater hatte 1928 enttäuscht die damalige Sowjetunion verlassen, die Nachrichten aus dem Spanischen Bürgerkrieg sind Teil von Gelmans Kindheit. Der junge Gelman schließt sich den argentinischen Kommunisten an, später dem bewaffneten Kampf der linksperonistischen Montoneros. 1975 muss er aus Argentinien fliehen. Er steht auf der Todesliste der Triple A, der rechten Todesschwadronen.

Gelman geht zunächst nach Italien, es folgen Jahre des Exils in der Schweiz, in Frankreich und Spanien. 1979 trennt er sich von den Montoneros. Seit 1990 lebt er in Mexiko. Als Argentiniens Militärs 1983 die Macht abgeben mussten, blieb Gelman von der Amnestie ausgenommen, die für Militärs wie für Guerilleros galt. Erst 1989 wurde er begnadigt.

Juan Gelman sucht noch immer nach seiner Schwiegertochter. Die damals hochschwangere neunzehnjährige María Claudia García Irureta Goyena de Gelman war am 24. August 1976 gemeinsam mit ihrem zwanzigjährigen Ehemann Marcelo Ariel Gelman, dem Sohn des Dichters, in Buenos Aires entführt worden. Während Marcelo Ariel Gelman wenig später ermordet wurde, wurde María Claudia von uruguayischen Militärs nach Montevideo verschleppt, ihr Kind wenige Wochen nach der Geburt Anfang November 1976 geraubt. María Claudia ist bis heute verschwunden. Im Frühjahr 2000 konnte Juan Gelman nach langer Suche seine Enkelin in Montevideo ausfindig machen.

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