Welttag der arbeitenden Kinder: Fair Trade statt Boykott

Die Christliche Initiative Oscar Romero bietet erstmals Glückwunschkarten an, die aus einer Kinderkooperative in Peru stammen.

Promi-Kinderarbeiterin Anna Emakova, Tochter von Boris Becker, musste auf Geheiß iher Mutter auf einer Schönheitsmesse arbeiten. Bußgeld! Bild: dpa

Als erste Organisation in Deutschland bietet die Christliche Initiative Oskar Romero offensiv ein Produkt an, das von Kinderarbeitern hergestellt wurde. Dabei geht es ihr nicht um einen guten Umsatz, sondern um "fairen Handel". Der Verkauf von Weihnachtskarten aus Peru beginnt am morgigen "Welttag der arbeitenden Kinder".

In Peru arbeitet inzwischen jedes vierte Kind. Die wirtschaftliche Lage vieler Familien ist so prekär, dass oft gar keine Alternative bleibt, als dass alle Mitglieder zum Lebensunterhalt beitragen. Inzwischen gehören etwa 80 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren zu der Kartenkooperative Tarjeta-Nats. Sie gestalten und drucken Erinnerungs- und Glückwunschkarten in Eigenregie und verkaufen sie auf der Straße oder bei Festen. Mit den Einkünften unterstützen sie weiterhin ihre Familien, nutzen das Geld aber auch für gemeinsame Ausflüge oder einen Notfallfonds, aus dem Mitglieder bei Krankheit oder nach einem Unfall unterstützt werden können.

Das italienisches Fair-Handelshaus Equomercato war der erste Abnehmer, den Tarjeta-Nats in Europa gewinnen konnte. Viele Dritteweltläden reagierten zunächst empört und listeten die Waren von Equomercato aus. Nach einer intensiven Diskussion gibt es in Italien inzwischen jedoch eine ganze Reihe von fair gehandelten Kinderprodukten. Nun wagt auch die Christliche Initiative in Deutschland einen ersten Schritt in diese Richtung. Sie garantiert, dass die Karten aus Peru unter akzeptablen sozialen Bedingungen hergestellt werden. Zur Begründung zitiert die Initiative einen Beschluss, den die Weltbewegung der arbeitenden Kinder vor einigen Jahren verabschiedet hatte: "Wir sind gegen den Boykott von Waren, die von Kindern gemacht wurden." Schließlich helfe ein Arbeitsverbot den Betroffenen keineswegs, sondern drängt sie lediglich in die Illegalität - wo die Arbeitsbedingungen oft noch schlechter sind.

Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) aber hält am Kinderarbeitsverbot fest. Und auch im fairen Handel gilt Kinderarbeit bisher als Tabu. Obwohl den Importeuren durchaus bekannt ist, dass beispielsweise Kaffee aus Lateinamerika ein Familienprodukt ist und fast immer auch Kinder an der Ernte beteiligt sind, wird dies bisher so gut wie nie thematisiert. Schließlich ist für viele Kunden die Vorstellung, die Ware sei "kinderarbeitsfrei", ein Hauptkaufargument. Doch die Vorstellung, dass nicht arbeitende Kinder im Klassenzimmer sitzen, ist verfehlt. In vielen Fällen ist es sogar umgekehrt: Nur weil sie arbeiten, können sich manche Kinder einen Schulbesuch leisten.

"Studien zeigen, dass die Zahl der Schulbesuche dann steigt, wenn die Schulen so konzipiert sind, dass Kinder lernen und arbeiten können", schreibt die Christliche Initiative Romero. Ihre Initiative zielt darauf ab, die Kinder durch einen fairen Abnahmepreis zu unterstützen. So haben sie mehr Zeit für Bildung und zum Spielen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.