US-Botschafter Khalilzad: Karsais potentieller Konkurrent

Zalmay Khalilzad, Washingtons Ex-Botschafter in Afghanistan und heutiger Vertreter bei der UN, könnte Präsident Karsai bei den nächsten Wahlen herausfordern.

Heute im Dienste der USA, morgen Präsident Afghanistans? Zalmay Khalilzad. Bild: ap

KABUL taz Bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen in Afghanistan ist noch mindestens anderthalb Jahre Zeit. Aber die viel gelesene Wochenzeitung Kabul Weekly bringt bereits Umfragen, welche möglichen Kandidaten mit Zuspruch rechnen können. Dabei taucht im Feld der Bewerber ein ungewöhnlicher Name auf: Zalmay Khalilzad. Denn gegenwärtig ist er UNO-Botschafter der USA in New York.

Einen afghanischen Pass hat der 56-Jährige wohl auch noch, denn geboren wurde er in Afghanistan. Diesen Pass braucht Khalilzad auch, wenn er tatsächlich Präsident in Kabul werden will. Die Verfassung lässt keine Kandidaten mit doppelter Staatsangehörigkeit zu, und seinen US-Pass müsste er abgeben.

In der Kabuler Gerüchteküche wird das auch für möglich gehalten. Denn Ende 2008 droht Khalilzad Arbeitslosigkeit, sollten die Demokraten die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen.

Geboren und aufgewachsen ist der Paschtune vom Stamm der Kakar in Masar-i-Scharif, wo sein Vater Richter war. Als Student ging Khalilzad in die USA und erlangte 1984 die dortige Staatsangehörigkeit. Im Gefolge der Neokonservativen Richard Perle und Paul Wolfowitz machte er schnell Karriere: vom Politikwissenschaftler an der Columbia-Universität zum Direktor bei der RAND-Stiftung und Berater der Ölgesellschaft Unocal, zum Pentagon-Mitarbeiter unter Präsident Ronald Reagan und schließlich nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 zum Botschafter in Kabul. Es folgten Botschafterposten im Irak und nun in New York.

In Kabul wird heiß diskutiert, ob Khalilzad ernsthaft an einer Kandidatur interessiert ist oder ob er im Auftrag Washingtons Karsai nur unter Druck setzen will, endlich angemahnte Reformen sowie den Kampf gegen die Korruption und die tief in die Regierung eingedrungene Drogenmafia aufzunehmen. Denn anders, so fürchten Diplomaten in Kabul, könne Karsai seinen Wahlerfolg von 2004 wohl nicht wiederholen.

Eine Rede Khalilzads sorgte für Furore. Mitte November attackierte er in Washington vor der Afghanisch-Amerikanischen Handelskammer Karsai ungewöhnlich hart, sprach von "unakzeptablen Ausmaßen" der Korruption und dass er "konkreten Schritten" Karsais immer noch "entgegensehe".

Außerdem äußerte sich Khalilzad zu anderen heißen innenpolitischen Themen wie möglichen Gesprächen mit den Taliban. Ein paar Tage später konterte Karsai. In Kabul warf er - wie gewöhnlich etwas unscharf - "Regierungspersonal und Parlamentsmitgliedern" vor, sich unrechtmäßig "luxuriöse Villen" zugelegt zu haben.

Praktische Schritte Karsais blieben aber weiter aus. Noch immer lässt er zum Beispiel die Antikorruptionskommission von einer Person führen, die in den USA wegen Drogenhandels vorbestraft ist. Die Oppositionszeitung Stimme des Mudschahed meint, für den Westen eröffne sich jetzt "die beste Chance", Karsai zu ersetzen, denn bisher habe es zu ihm keine Alternative gegeben.

Im kleinen Kreis nach der Wirtschaftskonferenz habe Khalilzad Interesse an einer Kandidatur gezeigt, berichten afghanische Teilnehmer, die anonym bleiben wollen. Er könne nicht tatenlos zusehen, wie "mein Land" den Bach hinuntergehe. Zwar gebe es "technische Probleme" wie die Passfrage, doch diese seien lösbar.

Khalilzad dementierte zwar inzwischen indirekt, in dem er sagte, sein künftiger Job solle in den USA sein. Doch trotzdem gibt es deutliche Zeichen für Kabul. So hat sich bereits ein Team von Unterstützern gesammelt, darunter mit Ehsanullah Bayat einer der reichsten Afghanen. Der Besitzer der Mobiltelefongesellschaft AWCC steht auch einer Wohltätigkeitsorganisation vor, die landesweit Krankenhäuser baut und Hilfsgüter verteilt, worüber sein Sender Ariana TV gern berichtet. Die Afghanisch-Amerikanische Handelskammer kürte Bayat, dem Ambitionen auf die Vizepräsidentschaft nachgesagt werden, jüngst zum Geschäftsmann des Jahres.

Zweiter im Bunde ist Asis Hotak, der unter Karsai vom einfachen Mitarbeiter der Kabuler Staatsanwaltschaft zum Besitzer eines weit verzweigten Tankstellennetzes und einer der beiden größten Privatbanken des Landes aufstieg. Im Kabuler Basar heißt es, Khalilzad sei daran beteiligt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.