Skandinavische Kritik an Mecom-Konzern: Angst vor weiterem "Herausquetschen"

Nicht nur die Redakteure der "Berliner Zeitung" kritisieren den Mecom-Konzern, sondern auch ihre Leidensgenossen.

Der Berliner Verlag versuchte sich gegen den Verkauf an Investoren zu wehren - erfolglos. Bild: dpa

Im Kampf der Berliner Zeitungs-Redakteure um bessere Arbeitsbedingungen bekommen diese nun Unterstützung von ihren skandinavischen Kollegen. "Mit einer Renditeforderung von 18-20 Prozent ist es unmöglich, Zeitungen auf eine Basis zu stellen, die ihnen Entwicklungsmöglichkeiten verschafft", kritisierte auf der Medienwebseite journalisten.dk Frederik M. Juel vom Betriebsrat des dänischen Berlingske-Verlags die Mecom-Gruppe.

"Wir stehen alle unter den massiven Renditeforderungen von Mecom", sagte auch Carine Johansen, Repräsentantin der JournalistInnen der ebenfalls zu Mecom gehörenden norwegischen Edda-Mediengruppe: "Deswegen haben wir natürlich Verständnis und empfinden Sympathie für die Reaktionen der Kollegen in anderen Ländern." Sie bezieht sich damit nicht nur auf die aktuelle Unruhe bei der Berliner Zeitung, sondern auch auf die Kritik, die in letzter Zeit in den dänischen Mecom-Zeitungen an Konzernchef David Montgomery geäußert wurde und die Streikdrohungen der ebenfalls von Einsparungen betroffenen JournalistInnen niederländischer Mecom-Blätter.

Dies alles zeige die Notwendigkeit, gemeinsam reagieren zu können, meinte Johansen am Dienstag in der Osloer Aftenposten. Zwar sei noch keine Entscheidung getroffen worden, aber man denke daran, ein europäisches Netzwerk aufzubauen.

"In den letzten beiden Jahren haben wir gleich mehrere solche Sparrunden erleben müssen", berichtete Johansen. "Wir hoffen eigentlich, dass nun nichts neues Dramatisches mehr kommt." Das dachten auch die KollegInnen im dänischen Berlingske-Verlagshaus. Doch berichtet nun die Wirtschaftszeitung Børsen, es sei eine neue einschneidende Sparrunde geplant, die vor allem die Gratiszeitung Urban, die Regionalzeitung Århus Stiftstidende und die Wirtschaftszeitung Erhvervsbladet treffen solle.

"Ich verstehe nicht, wie man glaubt, aus diesen Zeitungen noch mehr herausquetschen zu können", sagte Steffen Lillemöes, Vertrauensperson der JournalistInnen im Berlingske-Verlag, der dänischen Medienzeitschrift Kampanje: "Werden noch mehr Stellen gestrichen, kann das nur zu einer Verschlechterung des Produkts führen. Ich würde es für richtiger halten, sich aus der aktuellen Krise herauszuinvestieren."

Dass das nicht geschieht, ist laut Lillemöes der Liquiditätskrise geschuldet, in der sich Mecom zu befinden scheint: "Und die wir ja schon befürchtet haben, als Mecom Orkla-Media aufgekauft hat." Der Kapitalbedarf zeigte sich, als am Montag bekannt wurde, dass Mecom sich für 4,8 Millionen Pfund von einer bislang zu Edda-Medien gehörenden Direktmarketing-Gesellschaft trennt.

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