Bewegung in der Biobranche: Große wachsen, Kleine schrumpfen

Der Trend geht weg vom kleinen Bioladen um die Ecke: Ökoprodukte verkaufen sich vor allem in Discountern und Biosupermärkten immer besser.

Viele kleine Bioläden müssen größeren Geschäften weichen. Bild: dpa

NÜRNBERG taz Zwei große Trends prägten im vergangenen Jahr die Entwicklung des Biomarkts. Zum einen gibt es eine deutliche Zunahme von Biosupermärkten und großen Biofachgeschäften, während kleinere Läden wirtschaftlich unter Druck geraten. So ist die Zahl von Bioläden mit einer Verkaufsfläche von weniger als 200 Quadratmetern 2007 zurückgegangen: 97 Neueröffnungen standen bundesweit 147 Schließungen gegenüber, berichtete der Bund Ökologische Landwirtschaft bei der Branchenmesse Biofach unter Berufung auf unterschiedliche Markterhebungen.

Deutliches Wachstum gab es hingegen bei Biosupermärkten und größeren Fachgeschäften mit einer Verkaufsfläche von mehr als 200 Quadratmetern. Hier standen im vergangenen Jahr 3 Schließungen insgesamt 83 Neueröffnungen gegenüber. Diese verteilen sich auf große Ketten mit mehr als fünf Filialen wie Alnatura, Basic, Denns oder Bio Family und auf inhabergeführte Läden oder Filialisten mit weniger als fünf Geschäften. Bei der Zahl der neuen Läden lagen dabei die kleineren Anbieter mit 54 Prozent vorn. Von der Fläche - und damit vermutlich auch vom Umsatz - der Neueröffnungen entfielen hingegen 64 Prozent auf die großen Bioketten.

Der zweite Trend ist, dass ein immer größerer Anteil der Ökowaren in konventionellen Geschäften verkauft wird. Denn nach dem klassischen Lebensmitteleinzelhandel sind inzwischen auch sämtliche Discounter ins Biosegment eingestiegen. Sie setzen von einigen Produkten große Mengen ab. Laut aktuellen Markterhebungen von AC Nielsen und Biovista entfallen beispielsweise bei Biotiefkühlkost 60 Prozent des Umsatzes auf konventionelle Discounter und nur noch 10 Prozent auf den klassischen Naturkosthandel, also Bioläden und Biosupermärkte. Das Geschäft mit Gemüsesaft wird zu 80 Prozent in herkömmlichen Geschäften gemacht, bei Milch sind es über 70 Prozent und selbst beim klassischen Ökoprodukt Müsli 65 Prozent.

Das Gesamtwachstum des Biomarkts in Deutschland, das von der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) für 2007 mit 18,4 Prozent angegeben wird, verteilt sich sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Strukturen: Während die Umsätze mit Biowaren bei Discountern um 28 Prozent und in großen SB-Warenhäusern um 30 Prozent zulegten, gab es beim reinen Naturkosthandel nur ein Plus von rund 9 Prozent.

Negativ wirkt sich auf die klassischen Anbieter auch aus, dass die neue Konkurrenz ganz erheblich auf die Gewinnmargen drückt. Um die benötigten Mengen zu sichern, bieten die konventionellen Anbieter den Bioerzeugern zum Teil hohe Preise, sodass der Einkaufspreis generell steigt.

Anders als herkömmliche Supermärkte, in denen die Biowaren oft teurer angeboten werden als in den reinen Biosupermärkten, haben die Discounter zudem einen aggressiven Preiskampf losgetreten. Eine Untersuchung von Agromilano Research hat ergeben, dass Biojoghurt, Biobutter, Biomüsli und Bioeier bei Discountern um 12 bis 16 Prozent billiger sind als in Biosupermärkten.

MALTE KREUTZFELDT

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