Frag Mutter Natur: der Erkältung was husten

VORBEUGEN Wer sein Immunsystem ganzjährig stimuliert, verringert das Risiko zu erkranken. Bewegung ist ein gutes Mittel. Aber auch mit heißem und kaltem Wasser, bei Saunagängen oder durch die richtige Ernährung wird der Körper fit gemacht

Zwei Malereimer im Baumarkt kaufen und die Füße darin baden: erst warm, dann kalt

VON ANGELIKA SYLVIA FRIEDL

Gegen Erkältung sollte man vorbeugen, aber nicht nur zur Winterszeit. Am besten schützt sich, wer sein Immunsystem das ganze Jahr über stimuliert. Ein Allheilmittel ist Bewegung: regelmäßig walken, Fahrrad fahren, spazieren gehen oder schwimmen. „Bewährt haben sich auch Saunagänge einmal oder zweimal die Woche“, sagt Annette Jänsch, Fachärztin für Innere Medizin und Naturheilverfahren am Immanuel Krankenhaus in Berlin-Wannsee. „Dabei ist aber wichtig, dass man sich nach dem heißen Saunagang gut abkühlt im Tauchbecken oder mit kalten Körpergüssen. Lauwarmes Duschen ist nicht sehr effektiv. Auch kalte Kneipp-Güsse unterstützen die Abwehrkräfte.“ Untersuchungen haben gezeigt, dass richtiges Saunieren und Abkühlen die Anzahl der Immunglobuline A auf den Schleimhäuten erhöht. Hier fangen die Antikörper bereits Bakterien und Viren ab, bevor sie in den Körper eindringen.

Die Ernährung ist ein weiterer zentraler Baustein in der Abwehrfront gegen Schnupfen, Husten und grippale Infekte. „Ich rate, reichlich Gemüse und Obst zu essen, sowie zum Würzen Küchenkräuter oder Gewürze wie Zimt, Gelbwurz, Kardamom und Pfeffer zu verwenden. Die sind wegen ihrer sekundären Pflanzeninhaltsstoffe viel effektiver als Vitamine aus der Pille“, so Naturkundlerin Jänsch. Mit den Stoffen wie zum Beispiel Flavonoiden und Carotinoiden wehren sich Pflanzen gegen Fressfeinde und gegen Mikroben. Beim Menschen schützen sie möglicherweise vor Tumoren, auch sollen sie Blutgefäße erweitern und den Blutdruck senken können. Außerdem schreibt man ihnen entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen zu. Die Antioxidantien finden sich auch in Beerenobst und im grünen Tee. Viele schwören bei einer nahenden Erkältung auf wärmenden Ingwertee. Man kocht frischen geschälten und in Scheiben geschnittenen Ingwer einige Minuten lang und seiht ab. Wer will, gibt noch Honig dazu. Die Ingwer-Dosis sollte jeder für sich selbst ermitteln, da konzentrierter Tee im Hals brennen und eine abführende Wirkung haben kann. Andere schnupfenvertreibende Mittel sind heißer Holundersaft und der gute alte Lindenblütentee.

Zur Abhärtung und Vorbeugung empfiehlt Annette Jänsch ihren Patienten außerdem ein weiteres morgendliches und abendliches Ritual. „Erstens mit einem Zungenschaber die Zunge putzen, dann mit Emser Salz die Nase spülen und zuletzt einen kalten Gesichtsguss machen.“ Dafür schraubt man vom Schlauch der Dusche den Brausekopf ab. Das kalte Wasser sollte fast ohne Druck aus dem Schlauch fließen. Dann gießt man sich das Wasser von der rechten Schläfenseite über die Stirn zur linken Schläfe. Dabei ruhig weiteratmen. Anschließend kommt der Guss von rechts nach links vom Jochbein über den Nasenrücken zum Jochbein. Das Ganze wird dreimal wiederholt. Anstatt des Schlauchs kann man sich zur Not auch mit einem Zahnputzbecher behelfen. Kneippsche Anwendungen wie zum Beispiel heiße Fußbäder sind überhaupt bewährte Methoden gegen Erkältungen. Ein gutes Mittel, sich abzuhärten, sind wechselwarme Fußbäder. Die Füße sollten sich vor dem Eintauchen in kaltes Wasser warm anfühlen. Die Gefäße müssen so hoch sein, dass das Wasser mindestens die Waden erreicht. „Am besten kauft man sich zwei Malerplastikeimer aus dem Baumarkt“, sagt Jänsch. Einen Eimer füllt man mit heißem Wasser von etwa 36 bis 38 Grad, den anderen mit kaltem Wasser. Zuerst kommen die Füße für zwei bis fünf Minuten ins warme, dann 10 bis 30 Sekunden ins kalte Wasser. Diese Prozedur dreimal wiederholen. Warm beginnen, kalt aufhören, das Wasser von den Füßen nur mit beiden Händen abstreifen und auf einem Handtuch trocken laufen. Anschließend warme Wollsocken überziehen.

Eine gesunde Darmflora spielt eine wichtige Rolle für ein gut funktionierendes Immunsystem. Helfen können dabei Laktobazillen und Bifidobakterien, die auch in Nahrungsmitteln enthalten sind. Mikrobiologische Therapie mit Probiotika heißt die Kur in der Fachsprache. „Die Mikroorganismen gibt es in milchsauer vergorenen Lebensmitteln wie Dickmilch, Rote Bete oder Sauerkraut, aber auch in eingelegtem Gemüse oder in Antipasti vom Italiener“, erklärt Expertin Jänsch. Wer eine höhere Dosis mag, kann sich Nahrungsergänzungsmittel kaufen, in denen häufig ein spezieller Ballaststoff aus der Chicoree-Wurzel (Inulin) sowie Laktobazillen und Bifidobakterien enthalten sind. Es gibt auch probiotische Arzneimittel, etwa mit Laktobacillen, Bifidobakterien und E.-coli-Nissle-Bakterien. Dafür braucht man aber den Rat eines Arztes oder Apothekers.

Homöopathische Komplexmittel mag Annette Jänsch für die Prophylaxe nicht empfehlen. „Wir arbeiten ja in der Homöopathie vor allem symptomorientiert, sodass homöopathische Mittel erst ausgewählt werden können, wenn Symptome bereits bestehen. Dann allerdings haben sich diese Mittel sehr bewährt und sind einer unnötigen Antibiotika-Gabe vorzuziehen.“