Folgen des Karikaturenstreits: Die Frau des Zeichners

Erst gekündigt, dann wieder eingestellt: Der Streit um die Mohammed-Bilder hat nun auch die Ehefrau des Karikaturisten erreicht.

Merkel geht, Stoiber geht, Mohammed geht nicht. Bild: ap

Die Aufregung um die Mohammed-Karikatur ihres Ehemannes kostete Gitte Westergaard ihren Job als Kindergärtnerin. Allerdings nur vorübergehend. Am Mittwochabend war sie nach Dienstschluss vom kommunalen Kindergarten "Lille Rygaard" in Århus gekündigt worden. Mit der Begründung, sie sei dort "bis auf weiteres" wegen ihres persönlichen Hintergrunds nicht mehr willkommen. Mehrere Eltern hätten angesichts ihrer Arbeit dort Bedenken wegen der Sicherheit ihrer Kinder in dieser Einrichtung geäußert. Denn möglicherweise stehe ja neben dem unter Todesdrohungen lebenden Jyllands-Posten-Zeichner Kurt Westergaard auch sie als dessen Ehefrau und damit ihr Arbeitsplatz im Visier von Terroristen.

Doch bereits am Donnerstagmorgen besann sich die Stadt Århus eines Besseren. Die Kündigung wurde wieder rückgängig gemacht. Offenbar nachdem die politische Führung der Stadt eingegriffen hatte, die vom Vorgehen ihrer Verwaltung nicht informiert worden war. "Ich erwarte mir, dass man Gitte Westergaard umgehend mitteilt, dass sie im Kindergarten willkommen ist", erklärte die zuständige Kommunalrätin Louise Gade. "Eine solche Kündigung wäre auch juristisch unwirksam gewesen", schätzt der Verwaltungsrechtler Claus Haagen Jensen. Der dänische Verfassungsschutz hatte auf Anfrage der Kindergartenverwaltung hin nämlich mitgeteilt, man sehe keinerlei Anhaltspunkte für eine Gefährdung aufgrund der Anstellung der Karikaturisten-Ehefrau.

Die Stadtverwaltung kündigte an, nun mit den ängstlichen Eltern sprechen und diese beruhigen zu wollen. Keine einfache Aufgabe vermutlich. Die Eheleute Westergaard mussten in den vergangenen Wochen erleben, wie allein ihre bloße Anwesenheit Furcht vor Terroranschlägen auslöste. Als "Sicherheitsrisiko für andere Gäste" unerwünscht mussten sie vor einigen Tagen ein Hotel räumen, in dem sie der Verfassungsschutz untergebracht hatte.

Die Zeit seit November letzten Jahres, als die Polizei auf die Spur eines angeblichen Mordkomplotts gekommen war, bezeichnet der 73-jährige Kurt Westergaard als "regelrechte Odyssee". Die Mitteilung, sie sei auf ihrem Arbeitsplatz nicht mehr erwünscht, erlebte Ehefrau Gitte als "verrückt, traurig und enttäuschend". Doch nun überwiege die Freude wegen der schnellen Revision dieser Entscheidung. Am Montag werde sie wieder zum Dienst erscheinen und hoffe, dass die Aufregung schnell nachlässt: "Ich will doch die Kinder nicht gefährden. Besteht nur das geringste Risiko, will ich da natürlich nicht mehr arbeiten."

REINHARD WOLFF

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