Sie spielten Monopoly

TRÄUME Alle bauten mit rotem Backstein, weil sie glaubten, daraus werde Gold. Dann kam die Krise nach Spanien

■ Die Fotografin: Julia Schulz-Dornburg, Jahrgang 1962, lebt und arbeitet als Fotografin und Architektin in Barcelona.

■ Das Werk: In „Moderne Ruinen“ zeigt Schulz-Dornburg gescheiterte Bauprojekte in Spanien.

■ Die Ausstellung: „Moderne Ruinen“ wird ab 22. März 2013 in der Galerie Aedes, Berlin, gezeigt.

AUS MADRID REINER WANDLER

Moderne Ruinen – eine Topografie der Bereicherung“ von Julia Schulz-Dornburg nimmt den Betrachter mit auf eine Reise durch das aktuelle Spanien. Es ist das Land des Baubooms, der 2007 abrupt endete. Es ist die Landschaft einer Gesellschaft, die in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre für mehr als ein Jahrzehnt dem kollektiven Monopoly verfiel.

Alle investierten in rote Backsteine, in der Hoffnung, sie würden sich in Gold verwandeln. Dies ging gut, solange ständig neues, billiges Kapital in noch verwegenere Siedlungen, Freizeitanlagen und Infrastruktur floss und die Menschen mit der Erwartung von Superrenditen kauften. Als der weltweite Finanzmarkt ins Wanken kam, stürzte Spaniens Bauindustrie wie ein Kartenhaus in sich zusammen und hinterließ überall Ruinen und eine tödlich getroffene Gesellschaft.

„Der spanische Bauboom und sein unheilvolles Ende haben einen neuen Typus von halb verbauter Landschaft wuchern lassen“, sagt die Fotografin. Ihre Bilder sind eine subjektive Bestandsaufnahme, entstanden in mehreren Reisen von insgesamt 10.000 Kilometern in zwei Jahren. Die Panoramaaufnahmen sind voller morbidem Reiz. Doch dahinter verbirgt sich eine soziale Katastrophe.

Jedes Bild zeigt ein verlassenes Bauprojekt. Auf den Schulden blieben die Banken und Sparkassen sitzen, die allzu bereitwillig mitzockten, in dem sie Milliarden an Krediten vergaben, um die Maschinerie mit ihren Spekulationsgewinnen am Laufen zu halten.

„Der spanische Bauboom und sein unheilvolles Ende haben einen neuen Typus von halb verbauter Landschaft wuchern lassen“

JULIA SCHULZ-DORNBURG, FOTOGRAFIN

Jetzt muss Europa die spanische Finanzbranche retten. Und die Bevölkerung leitet unter den Auflagen in Form von Sozialkürzungen. Mit dem Platzen der Spekulationsblase implodierte der Arbeitsmarkt. 26 Prozent sind mittlerweile ohne Job. Viele derer, die mit ihren Wohnungen nicht spekulierten, sondern sie tatsächlich als Eigenheim kauften, können die Kredite nicht mehr abbezahlen und werden zwangsgeräumt.

Und wer das Geld für die Raten noch immer aufbringt, bezahlt für seine Immobilie einen Preis, der längst nicht mehr am Markt erzielt werden kann.