Kommentar CSU: Bayerisches Nikotinpflaster

Die wesentlichen Themen sind der in Bayern regierenden CSU in diesen Tagen abhandengekommen, auf dem öffentlichen Tableau findet sich derzeit allein das Rauchverbot.

Es ist nicht so, dass in der CSU nur noch übers Rauchen gestritten wird. Neben der verfrühten Ankunft der Wandervögel kümmerte sich Bayerns Umwelt- und Gesundheitsminister Otmar Bernhard - zuständig für den Raucherschutz - am Montag auch um die Insekten. "Palmkätzchen gehören zum Osterstrauß - aber in der Natur Zweige für Bienen übrig lassen", fordert der Ressortchef.

Man kann solche Meldungen natürlich ins Fach Landespflege ablegen oder sich darüber freuen, dass der Palmsonntag nicht vergessen ist. Man kann sie aber auch als Ausdruck der gegenwärtigen bayerischen Prioritätensetzung sehen. Die wesentlichen Themen sind der in Bayern regierenden CSU in diesen Tagen abhandengekommen, auf dem öffentlichen Tableau findet sich derzeit allein das Rauchverbot. Und daran sind nicht die Medien schuld, die sich mal wieder freudig die Hände reiben angesichts des Zwists zwischen Fraktion und Parteispitze. Das Thema Rauchverbot hat die Partei selbst auf die Agenda gesetzt nach der sich abzeichnenden Schlappe bei der Kommunalwahl. Als beinahe alleinige Ursache für den landesweiten Absturz in den Räten war es von manchen identifiziert worden - zuvorderst von Parteichef Erwin Huber.

Doch die Menschen sind nicht so blöd, sich mit den angekündigten Nikotinpflastern für Bierzelte abspeisen zu lassen. Natürlich treibt das Rauchen, oder eben das Nicht-rauchen-Dürfen, die Menschen um, beeinträchtigt manche in ihrer Lebensführung. Aber diese Droge ganz in den Vordergrund zu stellen, das ist der Mehrheit der Bayern dann doch zu viel. Inzwischen scheint auch Ministerpräsident Beckstein erkannt zu haben, welche Eigendynamik der Rauch entwickelt hat. Wahrscheinlich wird an diesem Mittwoch eine kleine Liberalisierung auch von der widerspenstigen Fraktion abgenickt, und dann ist das Thema wohl für einige Wochen vergessen. Zurückbleiben wird aber die Erinnerung an eine chaotische Themensetzung und eine nicht vorhandene Parteiführung bei der ersten, eigentlich lächerlichen "Krise" des Tandems Huber/Beckstein. MAX HÄGLER

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