Bürgerkrieg in Kolumbien: Ecuador bestreitet Farc-Kontakte

Ecuador weist Vorwürfe zurück, auf seinem Gebiet Lager der Guerilla zu dulden. US-Präsident Bush unterteilt die Region in Terroristen einerseits und Demokraten andererseits.

Ecuador demonstriert mit Verhaftungen einen harten Kurs gegen Farc-Rebellen auf seinem Territorium. Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz George W. Bush hat vorgestern erneut jene Kritiker bestätigt, die Washington eine wichtige Rolle bei der jüngsten Krise zwischen Kolumbien, Ecuador und Venezuela zugeschrieben hatten. Man müsse entscheiden, ob man "ruhig die Vision der Terroristen und Demagogen hinnimmt oder aktiv demokratische Anführer wie Präsident Uribe unterstützt", sagte der US-Präsident in Washington. Venezuelas Präsident Hugo Chávez hingegen habe kaum mehr zu bieten als "leere Versprechungen und Machthunger".

Im Visier ist jetzt aber auch die linke Regierung Ecuadors. In westlichen Medien hält sich die von Ecuador zurückgewiesene Darstellung, bei dem Angriff Kolumbiens auf ein Lager der Farc-Guerilla auf ecuadorianischem Territorium habe es sich um einen Akt legitimer Selbstverteidigung gehandelt. In der spanischen Zeitung El País hieß es in einem langen Artikel in der Mittwochsausgabe, der Norden Ecuadors sei ein "Refugium der Farc". Die Reporterin untermauert die These mit Aussagen eines einstigen Guerilleros und eines Geheimdienstmanns, die ihr von kolumbianischen Militärs in Bogotá präsentiert wurden.

Demnach gebe es in Ecuador elf Farc-Lager, von denen aus die Rebellen mit Hilfe ecuadorianischer Militärs und bestochener Polizisten nach Belieben ihre Waffen- und Drogengeschäfte sowie die "Indoktrinierung der Bevölkerung" organisierten. Quito habe entsprechende Berichte bestritten oder ignoriert, wird ein "hoher kolumbianischer Funktionär" zitiert. Jetzt wisse man auch, warum: Dokumente, die auf den Notebooks des getöteten Guerillaführers Rául Reyes gefunden worden seien, hätten die Beziehungen zwischen den Farc und der ecuadorianischen Regierung "auf höchster Ebene" enthüllt.

Dass die Guerilla auch in den Grenzgebieten aktiv ist, weiß man seit Langem. Neu ist Bogotás Diskurs. Vor Wochen noch hatte Verteidigungsminister Juan Manuel Santos die gute Zusammenarbeit mit Ecuador gelobt. Sein ecuadorianischer Kollege Wellington Sandoval und Ecuadors Außenministerin María Isabel Salvador wiesen den País-Artikel empört zurück.

Gegenüber der taz bekräftigte Alberto Acosta, Vorsitzender des Verfassungskonvents und Vertrauter von Präsident Rafael Correa: "Es gab und gibt keinerlei Beziehungen zwischen dem ecuadorianischen Staat und den Farc" mit Ausnahme von Kontakten "aus humanitären Gründen". Ecuador habe das angegriffene Camp von Farc-Vize Reyes nicht geduldet, sagte er: "Wann immer diese Lager entdeckt wurden, haben wir sie zerstört."

Für Ecuador seien die Farc "irreguläre Kräfte", aber keine Terroristen: "Wenn wir sie als Terroristen bezeichnen würden, wären wir Teil des kolumbianischen Konflikts und würden uns den repressiven Aktionen der Bush-Regierung aussetzen."

GERHARD DILGER

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.