Wachsende Repression in Marokko: Schwule auf Heiligenfest verhaftet

Wachsender Einfluss der Islamisten führt zu Repression gegenüber Homosexuellen. Auf einem Fest wurden nun 21 Schwule beim Feiern verhaftet. Bislang waren sie geduldet worden.

MADRID taz Das Fest zu Ehren des Heiligen Sidi Ali Ben Hamdouch im marokkanischen Maghrassiyine hat dieses Jahr mit einer Massenfestnahme von Homosexuellen ein abruptes Ende gefunden. Am Wochenende rückte die Gendarmerie in das Dorf unweit von Meknes ein und verhaftete 21 Männer. Seit je hatten schwule Paare bei diesem Fest von dem Heiligen den Segen für ihre Verbindung erfleht. Bisher war dies geduldet worden.

Den Festgenommenen wird vorgeworfen, gegen den Paragrafen 489 des marokkanischen Strafgesetzbuches verstoßen zu haben, der "strafbare und unnatürliche Handlungen zwischen Individuen gleichen Geschlechts" ahndet. Den Betroffenen drohen Haftstrafen von sechs Monaten bis zu drei Jahren sowie eine Geldstrafe.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gendarmerie eine Versammlung von Schwulen zerschlägt. Bereits im November wurden in Ksar al-Kebir, einer Stadt mit einem islamistischen Bürgermeister, acht Männer verhaftet, die an einer schwulen Hochzeitsparty teilgenommen hatten. Ein Film von dieser Party war danach bei YouTube eingestellt worden und hatte international Aufsehen erregt. Die Islamisten, deren Moralvorstellungen sich in Marokko zunehmend durchsetzen, sowie die konservative, dem Königshaus nahestehende Presse hatten damals generell ein hartes Vorgehen gegen Homosexuelle gefordert.

Im November hatten hunderte Anwohner das Lokal gestürmt, in dem die Hochzeitsfeier stattgefunden hatte, und dessen Einrichtung zertrümmert. Sechs der Festgenommenen im Alter von 21 bis 61 Jahren wurden zu mehreren Monaten Haft verurteilt. "Die Männer sitzen für ein Verhalten hinter Gittern, das im gegenseitigen Einverständnis zwischen Erwachsenen stattfand. Es steht keiner Regierung zu, so etwas zu kriminalisieren", kritisierte damals bereits die Ressortleiterin für Nordafrika und den Mittleren Osten bei Human Rights Watch, Sarah Leah Wilson.

Marokko ist dabei kein Ausnahmefall. In fast allen muslimischen Ländern wird gegen gleichgeschlechtliche Liebe hart vorgegangen. Auf freiwillige homosexuelle Handlungen zwischen Volljährigen steht in sieben Ländern - Iran, Mauretanien, Saudi-Arabien, Sudan, Vereinte Arabische Emirate, Jemen und den 12 Nordprovinzen Nigerias - sogar noch die Todesstrafe.

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