Entschärfung im Südirak: Schiiten-Prediger fordert Waffenruhe

Im Konflikt zwischen irakischen Regierungssoldaten und der Miliz von Muktada al-Sadr hat dieser nun zur Waffenruhe aufgerufen. Die Bedingung: Generalamnestie für seine Anhänger.

Muktada al-Sadr ruft seine Miliz zurück. Bild: dpa

BERLIN taz Fünf Tage nach Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Mahdi-Miliz des Predigers Muktada al-Sadr und Regierungssoldaten im Südirak und in Bagdad scheint sich eine Entschärfung abzuzeichnen. Am Sonntag veröffentlichte al-Sadr in seinem Hauptsitz in Nadschaf eine Erklärung, in der er seinen Kämpfern befahl, sich von den Straßen zurückzuziehen. Im Gegenzug verlangte er von der irakischen Regierung, ihre Offensive gegen seine Gruppierung einzustellen, eine Generalamnestie zu erlassen und alle Gefangenen freizulassen. "Jeder, der (danach) eine Waffe trägt und Regierungsbehörden angreift, wird nicht zu uns gehören", erklärte al-Sadr. Wenige Tage zuvor hatte er noch das Angebot der Regierung abgelehnt, seine Milizionäre gegen Bargeld zu entwaffnen.

Vor sechs Monaten hatte al-Sadr eine einseitige Waffenruhe verkündet und sie erst im Februar erneut bekräftigt. Dennoch waren am vergangenen Dienstag Soldaten in Basra gegen schiitische Milizen vorgegangen. In die darauf folgenden Kämpfe hatte zeitweise auch die US-Luftwaffe eingegriffen. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki war nach Basra gereist, um das Vorgehen dort zu überwachen. In den folgenden Tagen hatten sich die Kämpfe auch auf die Städte Nasirija, Kut, Kerbela und Hilla ausgeweitet, die teilweise unter Kontrolle der Mahdi-Milizen standen.

In Bagdad war eine zunächst bis zum gestrigen Sonntag befristeter Ausgangssperre verhängt worden, die am Sonntag auf unbestimmte Zeit verlängert wurde. Mehr als 270 Menschen wurden im Laufe der Auseinandersetzungen getötet.

Während die Regierung versicherte, die Offensive ziele auf eine Bekämpfung der Erdölmafia ab, die in Basra das Sagen habe, sah die Opposition darin den Versuch, al-Sadr rechtzeitig vor den für kommenden Oktober angesetzten Kommunalwahlen zu schwächen. Alles deutet daraufhin, dass bei diesen Wahlen der Sadr-Block die meisten Stimmen der Schiiten erhalten wird. Dass es bei den Auseinandersetzungen um innerschiitische Kämpfe ging, wurde daran deutlich, dass in Hilla Anhänger von al-Sadr ein Büro der Dawa-Partei des ebenfalls schiitischen Ministerpräsidenten al-Maliki angriffen. In Kerbela protestierten am Freitagabend 2.000 Mitglieder der Dawa-Partei und des Obersten Islamischen Rates im Irak (Sici) gegen al-Sadr. Nach der Ankündigung al-Sadrs am Sonntag kehrte in Bagdad wieder relative Ruhe ein. ANT

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