Tarifstreit bei der BVG: "Streik ist beschlossene Sache"
Bei der Gewerkschaft Ver.di ist alles für einen erneuten Ausstand bei der BVG vorbereitet. Letzte Hoffnung für die Fahrgäste war ein Nachtgespräch mit Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD)
Welche Busse am 1. April im Fall eines Streiks fahren, ist völlig unklar - ebenso, ob der angekündigte Notfallfahrplan der Berliner Verkehrsbetriebe funktioniert. Informationen über Verbindungen gibt es aber unter www.bvg.de, bei der S-Bahn unter der Telefonnummer 29 74 33 33 sowie beim Infocenter des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, Telefonnummer: 25 41 41 41.
Die Berliner müssen sich erneut auf einen unbefristeten Streik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) einstellen. Die Wiederaufnahme des Ausstands ab dem frühen Dienstagmorgen sei "beschlossene Sache", kündigte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Montag an. Nur wenn ein für Montagabend anberaumtes Gespräch mit Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) neue Ergebnisse brächte, könne der Streik noch abgesagt werden.
Am Montagmittag waren Vertreter von Ver.di, der BVG und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) zu erneuten Sondierungsgesprächen zusammengekommen, die drei Stunden später ergebnislos abgebrochen wurden. Um 21.30 Uhr wollten sich Finanzsenator Sarrazin, BVG-Chef Andreas Sturmowski und die Berliner Ver.di-Vorsitzende Susanne Stumpenhusen treffen. Von diesem Treffen hängt es ab, ob die BVG am Dienstag fährt oder nicht.
Mit einer endgültigen Einigung rechnete Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann für Montag nicht. "Heute Abend wird der Knoten nicht durchschlagen", sagte er der taz. Das sei auch nicht das Ziel. Vielmehr solle versucht werden, eine "faire Verhandlungsbasis" abzustecken. Die am Montag verkündeten Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst setzten dabei "gewisse Markierungspunkte", sagte Splanemann. Über die Erfolgsaussichten äußerte er sich skeptisch.
Die Verhandlungen mit Sarrazin finden unter beachtlichem Zeitdruck statt. Ver.di plant, den neuerlichen Streik zu Betriebsbeginn am Dienstag einzuleiten, das heißt gegen 3 Uhr. Das ließe Sarrazin nur wenige Stunden Zeit, um die Gewerkschaftler von dem Ausstand abzubringen.
Ende vergangener Woche hatten sich die Fronten zwischen den Tarifparteien wieder verhärtet. Ver.di verlangt für die 11.500 BVG-Angestellten zwischen 3 und 9 Prozent mehr Gehalt. Die Arbeitgeber haben eine Pauschalsumme von 20 Millionen Euro, verteilt auf zwei Jahre, in Aussicht gestellt. Das würde 2 bis 5 Prozent mehr Geld bedeuten. Vor allem die nach 2005 neu eingestellten Mitarbeiter sollen davon profitieren.
Der erneute Streik träfe die BVG unvorbereitet. BVG-Sprecherin Petra Reetz rechnet mit einem "eher holprig" anlaufenden Notverkehr. Damit der reibungslos funktionieren könne, brauche es 24 Stunden Vorlauf. Die für den Ersatzverkehr benötigten Fahrer von Subunternehmen seien regulär im Linienverkehr im Einsatz und müssten ihre Ruhezeiten einhalten. Im Laufe des Dienstags sollen aber neben der S-Bahn wieder Ersatzbusse rollen. GEORG FAHRION
Leser*innenkommentare
Magnar Hirschberger
Gast
Skandal für eine Weltstadt
So ein jämmerliches Schauspiel! Ein fürstlich bezahlter BVG-Vorstand und Sparheimer wie "Ich kann auch von den Hartz-IV-Sätzen leben!"-Sarrazin kriegen es nicht auf die Reihe, den BVG-Angestellten ordentliche Gehälter zu zahlen! Statt dessen verteuert sich die Monatskarte auf 72 ?! Seit Jahren erleben wir den BVG-"Spitzenservice": Extrem teuer und das Gegrummel schlecht bezahlter Angestellter dazu ... Wie wäre es denn zur Abwechselung einmal mit einer leistungsbezogenen Bezahlung eines Herrn Sturmowski (für die Streiksituation mal ein paar Hundertausend ? weniger)? Oder Herr Sturmowski spendet einige Hundertausend für Berlin?
Magnar Hirschberger