Streit um Bau von Kohlekraftwerken: Energieindustrie beschwert sich

Energie-Experten wollen neue Kraftwerke für fossile Brennstoffe bauen. Das hilft auch dem Klima, sagen sie - und fordern bessere Rückendeckung durch die Politik.

Dass Deutschland neue Kraftwerke braucht, ist Konsens - umstritten ist nur die Menge. Bild: dpa

BERLIN taz Die deutsche Energieindustrie möchte mit dem Bau neuer Kohlekraftwerken das Klima schützen. "Wir glauben, dass der wichtigste Hebel technische Innovation ist", sagte Wolfgang Dehen, Chef der Siemens-Energiesparte, gestern in Berlin. Vertreter der Branche beschwerten sich gleichzeitig darüber, dass viele Bürger Kraftwerks-Neubauten an ihren Wohnorten ablehnen und verlangten bessere Rückendeckung von der Politik.

Dass in Deutschland neue, mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke gebaut werden müssen, ist eigentlich Konsens - umstritten ist aber die Menge: Der Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, Michael Feist, sprach gestern von 40.000 Megawatt Kraftwerksleistung, die in den nächsten Jahren ersetzt werden müsse. Das Bundesumweltministerium kalkuliert dagegen mit einem Neubaubedarf von höchstens 10.000 Megawatt an fossiler Kraftwerksleistung.

Die Vertreter der Energieindustrie versuchten am Donnerstag deutlich zu machen, dass auch der Neubau von konventionellen Kraftwerken ein Beitrag zum Klimaschutz sein könne. Die Neubauten ersetzten alte konventionelle Kraftwerke, die die Luft deutlich stärker mit Kohlendioxid verschmutzten als neue Technik. Viel war deshalb vom verbesserten Wirkungsgrad der Kraftwerke dank neuer Verbrennungstechnik sowie neuen Methoden der Abgasbehandlung wie der Abspaltung und Einlagerung von Kohlendioxid die Rede.

Der Präsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Michael Feist, kritisierte "örtliche Widerstände und fehlende Unterstützung der Politik" bei konkreten Neubauvorhaben. Mit Blick auf den Widerstand von Bürgern im saarländischen Ensdorf, der den geplanten Neubau eines Steinkohlekraftwerks in letzten Jahre verhinderte, sagte er: "Wir brauchen eine nationale Energiepolitik, die nicht zerfasert wird unter regionalen Käseglocken." Von der Politik verlangte er "Planungssicherheit und eine Regulierung, die uns Gewinne ermöglicht."

Hoffnung auf niedrigere Stromrechnungen machten die Industrievertreter trotz ihrer Neubaupläne nicht. "Die Zeit der billigen Energie ist vorbei", sagte BDEW-Präsident Feist. Die Verbraucher könnten in Zukunft allein durch das Stromsparen auch Geld sparen.

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