Politischen Bekenntnisse bei Olympia: Protest-Buttons verboten

Auch in Frankreich diskutieren Olympia-Athleten Protestformen - und bekommen einen Dämpfer: Das Tragen von Buttons ist verboten. Egal, was draufsteht.

Auch umstritten: Protest-Armbänder. Bild: dpa

PARIS taz Doch keine bessere Welt. Der Button, mit der Aufschrift: "Pour un monde meilleur" - Für eine bessere Welt - ist verboten. Die Athleten dürfen ihn während der Spiele in Peking nicht tragen: weder bei Wettkämpfen noch bei der Eröffnungs- und Schlusszeremonie. So hat es der Chef des französischen Olympischen Komitees, Henri Sérandour, am Montagabend im Privatsender Equipe-TV verkündet. Seither sind die französischen Sportler in Aufruhr. Erst zehn Tage zuvor hatten sie sich nach langen Debatten auf den minimalistischen Slogan geeinigt. Durch das Button-Verbot sieht Stabhochspringer Romain Mesnil den olympischen Geist gefährdet. Der Judoka David Douillet, auch ein Button-Verteidiger, wollte die Kontroverse am Dienstagnachmittag im Élyséepalast bei einer Audienz mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy ansprechen.

Sportfunktionär Sérendour begründete sein Button-Verbot damit, dass jedeR SportlerIn mit einem anderen Anliegen nach Peking kommen könne: "Während für die einen Tibet die Hauptsorge ist, steht für andere der Hunger im Mittelpunkt." Um eine solche angeblich befürchtete Button-Vielfalt zu verhindern, bemühte Sérendour die olympische Charta: Sie verböte alle Buttons.

Mit dem Verbot widerspricht Sérendour nicht nur einer weit verbreiteten Stimmung bei französischen SportlerInnen, sondern auch sich selbst. Noch Anfang April hatte er den Button für eine bessere Welt gebilligt.

Der Slogan "Pour une monde meilleur", der über dem Wort "France" und über den olympischen Ringen steht, ist ein Kompromiss . Alle Athleten wollen zwar an den Olympischen Spielen teilnehmen, jedoch auch ihrem Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in China Ausdruck verleihen. Viele schlagen vor, dass die PolitikerInnen die Eröffnungszeremonie boykottieren. Zwölf SpitzensportlerInnen, darunter Olympiamedaillengewinner, posierten für ein Foto im Equipe Magazine. Dabei zeigte jeder das Bild eines chinesischen Gefangenen. Stabhochspringer Mesnil schlug vor, bei der Eröffnungszeremonie ein grünes Band am Handgelenk zu tragen.

Am 4. April schließlich stellte der beliebte Judoka David Douillet den Button für eine bessere Welt bei einer Pressekonferenz vor. Zwar löste der Slogan Witzeleien über seinen minimalistischen Inhalt aus, doch ein großer Teil der französischen Olympioniken stellte sich dahinter. Darunter auch Regierungsmitglied Bernard Laporte. Der für Sport zuständige Staatssekretär war früher Rugby-Nationaltrainer.

Am Tag des Fackellaufs durch Paris wollten alle 80 SpitzensportlerInnen, die die Flamme ursprünglich tragen durften, den Button zeigen. Sie verstanden ihn nicht nur als Botschaft an Peking, sondern zugleich auch an die antichinesischen DemonstrantInnen. Sie hofften, der Slogan würde die Proteste entkräften. Doch der olympische Fackellauf durch Paris geriet trotz Button zu einem Fiasko.

Button-BefürworterInnen in Frankreich vermuten, dass das Internationale Olympische Komitee anschließend von seiner französischen Zweigstelle ein Verbot verlangt hat. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass Olympiafunktionär Rogge Druck auf Sérandour ausgeübt hat, gibt es nicht. Französische OlympiateilnehmerInnen überlegen jetzt, ob sie ihren Button trotz Verbot tragen werden, oder ob sie nach anderen Protestformen suchen.

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