kurzkritik
: Blitzschnelle Pointen

Das fängt ja schlecht an: Drei jugendliche Hobbymimen sitzen auf der Bühne des Schlachthofs und tun so, als würden sie harte Gangster darstellen, die einen Überfall planen. Das tun sie aber so panisch neben der Spur, dass sie wie eine Parodie auf den ganzen Berufsstand wirken. Schauspieler, die Schauspieler spielen, weil ein Pädagoge ihnen das mal als sinnvoll und super verkauft hat.

Die Szene ist Teil einer Darbietung des Theaterkollektivs „Fatma Express“ im Schlachthof und soll der einzige Tiefpunkt der einstündigen Revue bleiben. Rasant wechseln Szenen und Akteure im „Interkulturellen Improvisationstheater“. Auf Publikumszurufe hin werden blitzschnell Settings konstruiert, Dialoge ersonnen und Pointen gefunden. Die Schauspieler heißen Ahmed, Zara oder Hussein, – alles Bremer Jugendliche aus migrantischen Familien – und haben Spaß am Ausprobieren verschiedenster Rollen, wobei die Mädels weitaus selbstbewusster, redegewandter sind als die Jungs. Das Impro-Element kommt sympathischerweise immer dann zum Tragen, wenn es gilt, unfreiwillige Komik in freiwillige zu verwandeln. Etwa dann, wenn das Rededuell zweier Buhler aus dem Off synchronisiert wird und ihre Gestik zeitversetzt die Angeberei untermalen muss.

Angeleitet werden die Jugendlichen von Saher Khanaqa-Kükelhahn, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Don’t panic, I’m islamic“ trägt und einmal monatlich kostenlose Workshops im Lagerhaus anbietet. Und nach einem solchen kann es ganz schnell heißen: Vorhang auf! Hussein zum Beispiel ist erst seit vier Tagen dabei. Robert Best