In Umfragen vor Clinton und McCain: Obama erholt sich vom Prediger

In Umfragen liegt Obama vor Clinton - und auch vor McCain. Derweil illustriert die Vorwahl auf Guam die Spaltung der Demokraten: Sie endet mit 50,1 Prozent für Obama zu 49,9 für Clinton.

Predigen kann er selber. Bild: reuters

WASHINGTON reuters/ap/dpa/taz Der Wahlkampf des US-Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama scheint sich von der Kontroverse um seinen ehemaligen Pastor zu erholen. Einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage zufolge führt der Senator aus Illinois unter Demokraten vor seiner Kollegin Hillary Clinton mit zwölf Prozentpunkten. Vor einigen Tagen betrug der Abstand noch acht Punkte. In der Befragung von CBS News und den New York Times sagten 60 Prozent der Wähler, Obama habe die Debatte um Jeremiah Wright gut gemeistert. Dessen kontroverse Bemerkungen hatten den Wahlkampf eine zeitlang beherrscht - und Obama zum Bruch mit dem Prediger gezwungen.

Der Umfrage zufolge liegen Obama und Clinton inzwischen beide vor dem republikanischen Kandidaten John McCain. In früheren Umfragen hatte Obama hinter McCain gelegen. Die eigentliche Präsidentenwahl findet im November statt.

Obama und Clinton führen einen ungewöhnlich langen Vorwahlkampf um die Kandidatur ihrer Partei. Während Hillary Clinton schon länge scharfe Worte über Obama verliert, hält sich Obama bisher eher zurück. Nun allerdings verglich er die Iran-Äußerungen seiner Konkurrentin mit der Ausdrucksweise von Amtsinhaber George W. Bush. Ihre Drohungen seien "Poltern und Säbelrasseln". "Das ist nicht die Sprache, die wir jetzt brauchen", sagte Obama. Clinton hatte erklärt, die USA würden den Iran auslöschen, wenn er Israel angreifen sollte. Sie stehe zu dieser Bemerkung, sagte Clinton am Sonntag.

Vor den nächsten Vorwahlen am Dienstag in Indiana und North Carolina kämpften Clinton und Obama erbittert um jede Stimme. In Indiana ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu erwarten, in North Carolina liegt Obama Umfragen zufolge in Führung.

Am Samstag hatte Obama einen Mini-Erfolg errungen: Bei der Vorwahl auf der kleinen Pazifikinsel Guam schlug er Clinton mit einem hauchdünnen Vorsprung von sieben Stimmen. US-Medien werteten das extrem knappe Ergebnis am Sonntag als Spiegelbild der tiefen Spaltung im demokratischen Lager. Obama kam in Guam auf 2.264 Stimmen oder 50,1 Prozent, Clinton erhielt 2.257 Stimmen oder 49,9 Prozent.

Wen die Demokraten gegen den Republikaner John McCain ins Rennen ums Weiße Haus schicken, entscheidet sich Ende August beim Nominierungsparteitag in Denver. Obama liegt zurzeit mit 1.742 Delegierten knapp vor Clinton mit 1.607 - für die Wahl zum Kandidaten sind mindestens 2.025 Stimmen erforderlich. In North Carolina und Indiana werden insgesamt 187 Delegiertenstimmen vergeben.

Fest steht, dass weder Obama noch Clinton bei den noch verbliebenen Vorwahlen die für die Nominierung nötige Mehrheit der Delegiertenstimmen erreichen werden. Scheidet keiner der Bewerber freiwillig aus, dürfte die Entscheidung über die Spitzenkandidatur den etwa 800 "Superdelegierten" zufallen. Das sind zumeist Parteifunktionäre und Amtsträger, die nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind. Bisher hat Clinton 20 mehr auf ihre Seite ziehen können als Obama. Etwa 270 der "Superdelegierten" haben bisher noch keine Position bezogen.

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