„Gesche kommt nicht vor“

Rauminstallation Studierende inszenieren die Mordserie Gottfrieds erstmals aus Sicht der Opfer

taz: Herr Miedtke, die Multimedia-Installation „Arsen & Sterben“ erzählt die Geschichte der Bremer Serienmörderin Gesche Gottfried. Was erwartet die Besucher?

Erwin Miedtke: Die Besucher erwartet eine besondere Inszenierung. Das Stück „Arsen & Sterben“ erzählt nicht von Gesche Gottfried selbst, sondern wird erstmals aus der Perspektive ihrer Opfer geschildert.

Warum haben sich gerade Hamburger Studierende mit der historischen Bremer Mordserie beschäftigt?

Ich war mit Ute Krauß-Leichert, der Dekanin der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften, auf einer Besichtigungsreise durch Bibliotheken in Österreich. In Linz sind wir auf eine Multimedia-Installation aufmerksam geworden. Die gab mir den Anstoß gab, so etwas auch mal in unserer Krimibibliothek in Bremen zu machen. .

Was ist das Besondere an der Multimediainstallation? Das Besondere ist die grafische Gestaltung . Von zwei Studierenden sind dafür über 6.000 Zeichnungen angefertigt worden. Diese wurden dann animiert, vertont und am Ende zu einer szenischen Darstellung im Film zusammen geführt.

Gesche Gottfrieds Taten wurden von Rainer Werner Fassbinder in der „Bremer Freiheit“ als Akte der Emanzipation interpretiert. Bei Ihnen ist sie wieder eine schlichte Massenmörderin. Ist das nicht ein Rückschritt?

Nein, wir haben nur einen anderen Interpretationsansatz. Das Profil der Täterin als Frau in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts steht bei uns ja nicht im Mittelpunkt. Beleuchtet werden hier allein die Erzählungen der Opfer einer Serientäterin, die 15 Menschenleben auf dem Gewissen hat, darunter ihre eigenen Kinder. Und das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Präsentation, Gesche Gottfried ist zwar stets in den historisch recherchierten Berichten der ausgewählten Opfer präsent, kommt aber optisch als Person so gar nicht vor.

Die Präsentation läuft bereits seit Mai 2012. Wie lang bleibt sie im Programm?

So lange es noch Interesse an ihr gibt. Das Interesse an Gesche Gottfried ist in Bremen enorm hoch. Interview: Kim Neubauer

17 Uhr, Zentralbibliothek