30 Jahre CSD: Party, bis die Botschaft ankommt

Der Berliner CSD feiert am Samstag sein 30-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto "Hass du was dagegen?" protestieren Aktivisten für die Gleichstellung von Homo- und Transsexuellen - und machen dazu Party. 500.000 Besucher erwartet.

Fußball und Homosexualität - nie waren sie sich näher als am Samstag. Während auf der Fanmeile auf der Straße des 17. Juni die Fußballfans flanieren, feiern wenige hundert Meter weiter Lesben, Schwule und Transgender an der Siegessäule den Abschluss der Parade zum Christopher Street Day (CSD). "Wir finden das eine sehr gute thematische Ergänzung", betonte Robert Kastl von der CSD-Geschäftsführung. "Das ist etwas Besonderes zum 30. Christopher Street Day in Berlin." Denn die Beziehung ist eigentlich problembehaftet. Profifußball sei eine der wenigen Sportarten, in der sich noch keine Spieler als schwul geoutet hätten, erläuterte Kastl. Entgegen ersten Befürchtungen der Veranstalter beeinträchtigen sich die beiden Großveranstaltungen nicht direkt. Die EM-Fanmeile wird für den spielfreien Samstag zurückgebaut - der CSD kann also wie geplant stattfinden.

Die Veranstalter der Homoparade rechnen mit rund 500.000 Besuchern. Beim ersten CSD 1979 waren es 400 Homosexuelle, die teils vermummt über den Kudamm zogen. Nach einer Kranzniederlegung am Mahnmal für die von den Nationalsozialisten getöteten Homosexuellen sammeln sich die Aktivisten am Samstag ab 10 Uhr Unter den Linden 1 - und damit erstmals im Osten der Stadt. Unter dem Motto "Hass du was dagegen" beginnen die Demonstranten um 12.30 Uhr, begleitet von knapp 50 Umzugswagen, ihren Umzug durch Berlin. Die Veranstalter betonen in diesem Jahr explizit dessen politischen Anspruch - für Gleichstellung von Homosexuellen weltweit. Die 6,5 Kilometer lange Route führt vorbei am Potsdamer Platz zur Siegessäule. Gegen 18 Uhr beginnt dort die Abschlusskundgebung.

Zu seinem 30-jährigen Jubiläum verleiht der CSD einen Zivilcouragepreis an vier Vorkämpfer der Bewegung. Ausgezeichnet werden Maria Sabine Augstein, transsexuelle Tochter des Spiegel-Gründers, Manfred Bruns, homosexueller ehemaliger Bundesanwalt, sowie die lesbische Schauspielerin Maren Kroymann und Michael Unger, der die Homosexuelle Initiative Berlin mit aufgebaut hat. Ein Sonderpreis geht an die Schweiz. Dort sprach sich die Bevölkerung in einer Volksabstimmung 2005 für umfassende Rechte Homosexueller aus.

"Der CSD ist immer so etwas wie Weihnachten für Schwule und Lesben", veranschaulichte Kastl. Daher müsse zwischen den politischen Aktionen auch genug Zeit zum Feiern bleiben. "Es ist ein Vorurteil, dass beim CSD alle nur Disko hören und mit dem Popo wackeln", sagte Luci van Org, Sängerin von Übermutter. Wie sieben weitere Bands, darunter The Alpine, Futon und The Boss Hoss, spielt Übermutter zum Abschluss an der Siegessäule. Ab 22 Uhr lösen DJs die Live-Acts ab.

Bei aller Vorfreude auf die große Party rückt der CSD auch ernste Themen in den Vordergrund. Laut einer Studie des Antigewaltprojekts Maneo nimmt die Gewalt gegen Homosexuelle zu. 2007 registrierte die Opferberatung 187 Fälle mit schwulenfeindlichem Hintergrund. Sorge bereiten dem CSD zudem die steigenden HIV-Zahlen. "Die Zuwendungen des Senats sind rückläufig", bemängelte CSD-Vorstand Jan Salloch. "Wir brauchen einen Aids-Aktionsplan."

FRIEDEMANN BIEBER

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