Arbeitsmarkt: Siemens macht Metallern Angst

Im größten verbliebenen Berliner Industriebetrieb sollen 340 Stellen gestrichen werden. Die Münchener Konzernleitung und der Betriebsrat wollen aber erst in einer Woche Details verraten.

Dunkle Wolken über der Siemens-Konzernzentrale in Berlin Bild: REUTERS

Die ohnehin schmale industrielle Basis der Berliner Wirtschaft droht weiter zu schrumpfen. Nach Agentur- und Zeitungsberichten will die Siemens AG, der größte regionale Arbeitgeber, bis 2010 rund 340 Stellen am Berliner Standort streichen. Die Industriegewerkschaft Metall wurde nicht eingeweiht und ist nach Auskunft der Berliner Sekretärin Irene Schulz "sehr beunruhigt": "Wir kümmern uns natürlich darum, konkrete Informationen zu bekommen", sagte Schulz der taz.

Derzeit sind Gespräche zwischen dem Gesamtbetriebsrat und der Münchener Konzernleitung in Gang. Der Wirtschaftsausschuss in dem beide Seiten vertreten sind, will sich am 7. und 8. Juli in München treffen, um Details zu erörtern. Bis dahin wollen sowohl die Unternehmensleitung am Standort Berlin als auch der Betriebsrat keine Stellung zu dem mutmaßlichen Jobabbau nehmen. Die Zahlen seien bisher nicht verifiziert, ließ Betriebsrätesprecherin, Bettina Haller, ausrichten.

In Deutschland will Siemens nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa 17.150 Jobs streichen, größtenteils in der Verwaltung. Weltweit sollen 15.000 der rund 400.000 Arbeitsplätze wegfallen. Sicher ist, dass der neue Siemens-Vorstandschef, Peter Löscher, Einsparungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro angekündigt hatte. Löscher bekräftigte am Sonntag, dass ein Stellenabbau nötig sei, um auch in der Verwaltung produktiver und effizienter zu werden. Dabei gelte aber: "Kündigungen sind das allerletzte Mittel."

Die Berliner Industrie- und Handelskammer, in der auch Siemens Mitglied ist, war nach Auskunft ihres Sprechers, Holger Lunau, von den Zahlen überrascht. "Offenbar hat das Vorwarnsystem nicht funktioniert", meinte Lunau. Gemeint sind die regelmäßig stattfindenden Runden, zu denen sich Vertreter von Senat und Gewerkschaften treffen, um über aktuelle Probleme und Entwicklungen in Unternehmen auf dem Laufenden zu bleiben.

Die Berliner Siemens-Werke beschäftigen nach eigenen Angaben 14.000 Menschen und sind damit das größte Industrieunternehmen der Stadt. Wolfgang Walter, Betriebsrat in einem großen Werk, glaubt an die Zukunft des über 150 Jahre alten Traditionsstandortes. "Hier läuft keine reine Produktion, hier werden auch Entwicklungen vorangetrieben." Die Berliner Werke liefern unter anderem Hochtechnologie für Großanlagen, in der Fachwissen und Ingenieurskunst steckt.

Fachkräfte sind bei Siemens offenbar nicht gefährdet. Derzeit verfügt Siemens immerhin über 200 offene Stellen für Spezialisten. Im letzten halben Jahr wurden bereits rund 500 Fachkräfte eingestellt, berichtet die Berliner Unternehmenssprecherin Ilona Thede.

Vor zwei Jahren hatte Siemens in Berlin zuletzt 220 Mitarbeitern gekündigt. Im August 2006 wollte die Konzernleitung die gesamte Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte-Abteilung schließen. Nach Streiks verständigten sich Unternehmensleitung, Gewerkschaft und Betriebsräte schließlich auf einen Jobabbau.

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