Debatte um Biosprit-Nutzung: Briten wollen umsteuern

Die staatliche Agentur für erneuerbare Energien fordert, den Anbau von Agrosprit zu drosseln. Greenpeace verweist auf US-Studie, wonach der Anbau den Treibhausgasausstoß verdoppelt hat.

Im Vereinigten Königreich soll mit dem Raps für den Tank ein bisschen mehr geknapst werden. Bild: dpa

DUBLIN taz Großbritannien müsse die Verbreitung von Biosprit weiter vorantreiben, weil die Technologie sich immer noch als nützlich erweisen könnte, sagte jetzt Transportministerin Ruth Kelly. Aber man will etwas langsamer als geplant vorgehen. Kelly reagierte damit auf einen Bericht der staatlichen Agentur für erneuerbare Energien, in dem am Montag eine vorsichtigere Herangehensweise gefordert wird.

Der Autor des Berichts, Ed Gallagher, empfahl, die Expansion von Biosprit zurückzufahren, bis er vorwiegend aus Abfall und dem Anbau auf bisherigen Brachflächen produziert werden kann. Um dafür einen Markt zu schaffen, könnte die Europäische Union vorschreiben, dass 2 Prozent des Biosprits auf diese Art hergestellt werden, schlägt Gallagher vor. Kelly war erleichtert, dass das Urteil über Biosprit relativ mild ausfiel. "Das heißt, die Regierung sollte ihre Biosprit-Politik anpassen, aber nicht aufgeben", sagte sie. "Ich stimme dem zu."

Clare Wenner vom Verband für erneuerbare Energien hält hingegen nichts von dieser Taktik. "Die Verlangsamung ist enttäuschend", sagte sie. "Die Bedingungen für Investoren sind dadurch sehr schwierig. Ich fürchte, viele werden abspringen."

Doug Parr, Wissenschaftler bei Greenpeace, sagte dagegen: "Gordon Brown muss nun der wichtigsten Empfehlung seines eigenen Berichts folgen und das Ende der von der EU übereilt beschlossenen und möglicherweise schädlichen Ziele fordern", sagte er. Die EU hat festgelegt, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent des Benzins aus Biosprit bestehen muss. In Großbritannien sind es zurzeit 2,5 Prozent. Diese Zahl soll in zwei Jahren auf 5 Prozent steigen, und danach um 1,25 Prozent im Jahr.

Gallagher empfiehlt dagegen, den Anteil nur um ein halbes Prozent im Jahr zu steigern. Er berief sich auf einen US-Bericht, der im Februar in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde. Demnach sollte der Biosprit aus Getreide, das in den USA angebaut wurde, den Ausstoß von Treibhausgasen um 20 Prozent senken. In Wirklichkeit verdoppelte sich der Ausstoß, weil viele Bauern Wälder rodeten, um Platz für den Anbau der Energiepflanzen zu schaffen. Hinzu komme das Problem der Lebensmittelknappheit in Entwicklungsländern.

Die EU-Kommission sieht gerade im Biosprit eine Chance für diese Länder. Der Autor des Biospritberichts der staatlichen Agentur für erneuerbare Energien, Ed Gallagher, stimmt dem allerdings nur bedingt zu. "Es gibt ein Potenzial für ärmere Länder, von der Biospritproduktion zu profitieren - aber nur dort, wo es ausreichend Ackerland gibt und wo in Einklang mit Sozial- und Umweltkriterien angebaut wird." RALF SOTSCHECK

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