Sommeruniversität von Attac: Bewegung am Wendepunkt

Das globalisierungskritische Netzwerk will sich nach seiner Sommeruniversität neu aufstellen: Attac will europaweit Kampagnen starten und konkrete Alternativen einbringen.

Demnächst noch internationaler: das globalisierungskritische Netzwerk Attac. Bild: dpa

BERLIN taz Rückblickend dürften Attac-Mitglieder ihre Europäische Sommeruniversität als Wendepunkt in der Geschichte des Netzwerks beschreiben. Am Mittwoch endete die fünftägige Konferenz in Saarbrücken, mit der sich die globalisierungskritische Bewegung neu formieren will. Bislang arbeiteten die 17 einzelnen Attac-Gruppen in Europa vor allem national. Das soll sich nun ändern. "Attac Europa ist durch die Sommeruniversität stärker zusammengewachsen", sagt Sven Giegold, Mitbegründer von Attac.

Vor allem auf zwei Themenfeldern will die Bewegung künftig europaweit gemeinsame Kampagnen starten: Die Finanzmärkte - ein Kernthema von Attac - sollen "entwaffnet" werden, und die EU soll neu begründet werden, und zwar auf der Basis von demokratischen und sozialen Rechten. Zwei länderübergreifende Teams sollen Aktionen entwickeln, diese werden dann - ganz basisdemokratisch - von den Mitgliedern der nationalen Gruppen abgesegnet. Die Unterschiede zur Arbeitsweise der EU betonen die Attac-Mitglieder dabei gern: "Bei uns sitzen die, die ein Thema betrifft, mit am Tisch", sagt Frauke Distelrath von Attac Deutschland. Gehe es bei den Kampagnen etwa um Menschenrechte und Migration in die EU, werde Attac Marokko als Vertreter der Betroffenen auf jeden Fall beteiligt sein.

Dass es nicht einfach ist, die Vorstellungen und Meinungen von 800 Aktivisten aus 28 Ländern unter einen Hut zu bringen, zeigte sich in den Workshops der Sommeruniversität. Beispiel Sozialsysteme: Da Länder wie Schweden oder Norwegen viel höhere soziale Standards als beispielsweise Polen haben, ist auch der Katalog an Forderungen der einzelnen Länder sehr unterschiedlich. Um dennoch gemeinsame Ziele zu definieren, wurde ein 10-Punkte-Papier formuliert, das den Beschlüssen der hohen Politik gar nicht so unähnlich ist - zumindest was die verklausulierten Formulierungen angeht. So fordert Attac, um den unterschiedlichen Entwicklungsstand der EU-Länder zu berücksichtigen, soziale "Korridore, die höhere Standards für reichere und niedrigere Standards für ärmere Mitgliedstaaten vorsehen".

Die Debatten auf der ESU und die Kompromisse in dem Abschlusspapier zeigen aber auch: Attac will konkrete Alternativen nennen. Bislang ist die Bewegung nämlich vor allem durch ihre Antihaltung in die Öffentlichkeit gelangt, etwa mit "Stoppt die WTO", "Hedgefonds abschaffen" oder "Enteignet Energiekonzerne". MAIKE BRZOSKA

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