Schwul-Lesbische Olympiade am Rhein

Die Kölner Homo-Szene jubelt: 2010 werden in der Stadt die Gay Games ausgetragen. Die Domstadt konnte sich in der Nacht zum Montag gegen Paris und Johannesburg durchsetzen. 12.000 SportlerInnen werden erwartet

KÖLN taz ■ Die Olympischen Spiele der Lesben und Schwulen, die „Gay Games“, kommen im August 2010 nach Köln. Dies entschieden die Delegierten der „Federation of Gay Games“ (FGG) in der Nacht zum Montag in Chicago. Damit ist erstmals eine deutsche Stadt Gastgeber dieses größten internationalen Sport- und Kulturfestes der Homo-Bewegung. Überraschend schlugen die Kölner bereits im ersten Wahlgang ihre beiden Mitbewerber, Johannesburg und Paris, im Rennen um die Spiele, zu denen rund 12.000 SportlerInnen aus aller Welt erwartet werden.

„Wir sind überglücklich“, jubelte Michael Lohaus vom Kölner Bewerbungsteam. „Damit hat sich nach zwei Jahren harter Arbeit unser Traum erfüllt.“ Lohaus ist Vorsitzender des schwul-lesbischen Sportvereins SC Janus, der sich für die Austragung der Spiele beworben hatte. Mit den Gay Games hat sich der SC Janus zum 25-jährigen Bestehen selbst das größte Geschenk gemacht und holt nach der schwul-lesbischen Fußball-WM im Jahr 2000 erneut ein sportliches Großereignis an den Rhein. Lohaus versprach für 2010 die „aufregendsten Spiele“ in der Geschichte der Gay Games.

„Köln wird ein großartiger Austragungsort für die lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Athleten aus aller Welt sein“, sagte Kathleen Webster, Co-Präsidentin der FGG nach der Entscheidung. Die Rheinmetropole galt lange Zeit als Favorit für die schwul-lesbischen Spiele. Doch zum Schluss war es nach Angaben aus Kölner Delegationskreisen in Chicago ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“: „Köln hat durch sein Infrastrukturkonzept ‚Spiele der kurzen Wege‘ überzeugt“, erklärte Philipp Lischke, Pressesprecher des Bewerbungskomitees. Entscheidend seien auch die solide Budgetplanung und die kreativen Ansätze in der Programmgestaltung gewesen.

„Das vom Kölner Bewerbungskomitee vorgeschlagene Motto ‚be part of it‘ hat gewonnen“, freute sich auch Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) über den Zuschlag für die Domstadt. Scho-Antwerpes begleitete die zehnköpfige Kölner Delegation in Chicago. Der Kölner Lesben- und Schwulentag, Veranstalter des alljährlichen Christopher Street Day, sprach von einer „großen Ehre für die schwul-lesbische Gemeinschaft in Köln“. In der Kölner Community löste die Entscheidung spontane Jubelfeiern in den Szenekneipen rund um den Rudolfplatz aus.

Bis 2010 wird für die Kölner Homos noch ein harter Weg zu bewältigen sein. „Wir müssen über 3.000 Freiwillige rekrutieren, Wettkämpfe in über 30 Sportdisziplinen organisieren und das kulturelle Rahmenprogramm planen“, beschreibt Sascha Hüllen, Pressesprecher des Bewerbungsteams, die Aufgaben bis zur Eröffnungsfeier im RheinEnergie Stadion.

Die Gay Games-Bewegung wurde 1981 von Thomas Waddell ins Leben gerufen, der 1968 selbst an olympischen Spielen teilnahm. Er schuf damit eine Sportveranstaltung für alle, bei der Homosexuelle sichtbar sind, ohne diskriminiert zu werden. Die ersten schwul-lesbischen Sportspiele fanden 1982 in San Francisco statt. THOMAS SPOLERT