Afrikanische Länder fordern weniger Geld

FORTSCHRITT Zu Beginn des High-Level-Segments haben 25 Staaten einen neuen Vertragsentwurf erarbeitet

KOPENHAGEN taz | Auf der Klimakonferenz in Kopenhagen hat am Mittwoch das sogenannte High-Level-Segment begonnen. Minister aus 190 Staaten geben vor versammelter Klimadiplomatie ihre Statements ab. In diesem Jahr ist dieser Teil der Verhandlungen sogar ein High-High-Level-Segment: Eben weil der Ausgang der Gespräche auch über die wirtschaftlichen Perspektiven einzelner Länder entscheidet, haben sich über 120 Staats- und Regierungschefs angesagt.

Jeder hat drei Minuten

Neben US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen unter anderem auch auch Boliviens Präsident Evo Morales, Libyens Staatschef Gaddafi und Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Jeder Präsident darf drei Minuten reden. Das bedeutet, das binnen sechs Stunden mindestens einhundertmal der Satz gesprochen werden dürfte: „Wir müssen jetzt handeln“, oder „Wir müssen handeln, jetzt!“ Klar ist bei dem Satz jedoch auch: Gemeint sind stets die anderen.

Der Freundeskreis

Noch immer nämlich gibt es kaum Bewegung in den Zukunftsgesprächen. In der Nacht war eine Arbeitsgruppe aus 25 Staaten gebildet worden, die eine Endfassung aller auf dem Tisch liegenden Papiere erstellen sollte. Deutschland ist eines der Mitglieder dieser Spezialgruppe namens „friends of the chair“. Neben Großbritannien, Schweden, Polen, Spanien komplettiert Frankreich den aus sechs Ländern bestehenden EU-Block der „Freunde des Vorsitzenden“. Auch die Vereinigten Staaten sind dabei, Russland und Australien ebenfalls. Hinzu kommt ein großer Block der Schwellen- und Entwicklungsländern der G 77.

Allerdings – das ursprünglich für Mitternacht angesetzte Treffen des „Freundeskreises“ war zunächst auf den Mittwochmorgen verschoben worden, und dann auf den Mittag: Die G 77 hatte weiteren Verhandlungsbedarf. Am Mittag sollte ein neuer Versuch beim Vorsitzenden unternommen werden. Am Nachmittag sollte nach Redaktionsschluss doch noch ein neuer Verhandlungstext vorgestellt werden.

Bereits vor Fertigstellung dieses Dokumentes gab es erste Fortschritte: Die Afrikaner haben ihre Finanzforderungen zurückgeschraubt. Nunmehr fordern sie 10 Milliarden Dollar jährlich bis 2013 zur Klimaanpassung, 50 Milliarden Dollar jährlich bis 2015 und ab 2020 insgesamt 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Ursprünglich sollten die 100 Milliarden Dollar pro Jahr schon nach Auslaufen des Kioto-Protokolls 2013 fällig werden.

Auch auf dem Konferenzpodium gab es Bewegung: Neuer Vorsitzender ist der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen, der seine Umweltministerin und designierte EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard ablöste und diese in den Status einer „Spezial-Repräsentantin“ erhob. Der Grund für diesen Wechsel: Reden Staats- oder Regierungschefs auf dem Podium, muss gemäß den Statuten auch ein Staatsoberhaupt Präsident der Konferenz sein.

Der Donnerstag wird die Konferenz mit der Rede von Felipe Calderon Hinojosa, dem Präsidenten Mexikos, eröffnet. Es folgt Australiens Premierminister Kevin Rudd, dem der griechische, albanische, gabunische Regierungschef folgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird gegen 16 Uhr zu den Delegierten sprechen.

NICK REIMER