Chinas 40. Medaille: Die Wangs machen peng

China gewinnt den Mannschaftswettbewerb im Tischtennis - wer auch sonst. Das deutsche Team um Timo Boll gibt als Sparringspartner im Finale eine mäßige Figur ab.

Die Tischtennis-Medaille konnte China schon 2001 bei der Vergabe der Spiele einplanen. Bild: ap

China hat jetzt bald 40 olympische Medaillen gewonnen. Eine Plakette haben sie schon 2001 bei der Vergabe der Spiele in Moskau fix einplanen können, nämlich die im Mannschaftswettbewerb der Tischtennisspieler. Und siehe da: Die Herren Wang Liqin, Wang Hao und Ma Lin haben doch am Montag tatsächlich Gold geholt. Buchmacher waren gut beraten, erst gar keine Wetten auf den Ausgang dieses Finales anzubieten. Es wäre ohnehin nicht verlockend gewesen, auf eine Quote von 1:1,01 zu setzen.

Unterlegen waren diesmal die Deutschen um ihren Ausnahmespieler Timo Boll. "Sie haben gleich losgelegt wie die Feuerwehr", sagte Boll danach, "die haben uns sofort gezeigt, wo der Hammer hängt." Im Pingpang, wie es richtig heißt, sind die Chinesen nun mal eine Klasse für sich. Seit Rong Guotan 1959 zum ersten Mal Weltmeister wurde, hat China Erfolge im Tischtennis monopolisiert. Über 100 Weltmeistertitel hat das Land seitdem gewonnen, eine unglaubliche Zahl. 1988 ist Tischtennis olympisch geworden, und die chinesischen Frauen mit der kleinen Kelle haben neun von möglichen zehn Goldmedaillen gewonnen, die Männer waren nur unwesentlich schlechter.

Es klappt also fast immer bei Olympischen Spielen, den kompletten Medaillensatz einzusacken. Vor vier Jahren haute das allerdings nicht hin. Da erdreistete sich ein Südkoreaner, im Männer-Einzel der Hegemonialmacht die Goldmedaille wegzuschnappen. Eine Frechheit! Eine kleine Revanche gelang den Chinesen kürzlich im Halbfinale, als sie die Mannschaft Südkoreas - mit Ryu Seung Min, jenem Emporkömmling von 2004 - aus dem Weg räumen konnten. Wang erledigte das in 29 Minuten.

Fünfmal traten die chinesischen Herren in Peking an, fünfmal lautete das Ergebnis 3:0. Auch gegen die Deutschen Christian Süss, Dimitrij Ovtcharov und eben Timo Boll, Nummer sechs der Welt, ging es flott voran für die Männer in den roten Shirts. Glatt in drei Sätzen unterlag Ovtcharov gegen die Nummer eins der Welt, Wang Hao. Wang brauchte nicht mehr als eine Viertelstunde effektive Spielzeit, um dem Deutschen seine Grenzen aufzuzeigen. Etwas länger lief die Partie zwischen Boll und Ma Lin, Zweitbester auf dem Globus. Boll gewann den zweiten Satz gegen den Penholder-Spieler, immerhin. Als er aber den vierten verlor und damit sein Match, da gerieten die Zuschauer in der Sporthalle der Pekinger Universität schier aus dem Häuschen. Sie wussten: Das ist der Sieg. Die höchste Hürde ist genommen, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.

Es folgte das Doppel. Süss und Boll wehrten sich, gewannen auch den ersten Satz 13:11, aber am Ende war die Supermacht des Tischtennis wieder mal vorn. Das Erwartbare war eingetroffen - vielleicht blieben deshalb viele Sitze in der Halle frei. Boll zeigte zwar ein paar gute Konterschläge auf die manchmal offene Seite Mas, aber er blieb insgesamt unter seinen Möglichkeiten. Gegen Ma hat er eine miese Bilanz: 3:11. Bei einem großen Turnier hat er Ma letztmalig 2006 geschlagen. "Wir haben ein bisschen spekuliert, dass sie nervös sind, aber das war leider überhaupt nicht der Fall", sagte Boll.

Chinas Schmetterkünstler haben ihre erste Mission erfüllt. Weitere folgen. Die Herren Ma, Wang und Wang brennen darauf, dem Rest der Welt die kleinen weißen Bälle um die Ohren zu hauen. Demnächst im Einzel.

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