Boulevard macht Stimmung gegen Nazis: Mit großen Buchstaben gegen Rechts

Ein linkes Bündnis aus 40 Jugendgruppen erstellt eine Boulevardzeitung und verteilt sie in Brandenburg. Sie soll über rechte Machenschaften aufklären, damit NPD und DVU bei der Landtagswahl keine Stimmen bekommen.

Nur mit Boulevard-Journalismus erreicht man das Volk. Dieser Theorie folgt zumindest das Boulevardblatt Speziell, das seit Montag kostenlos in ganz Branenburg verteilt wird. Es soll über die Machenschaften rechtsextremer Politiker informieren und deren Parolen hinterfragen, sodass bei den Landtagswahlen am 28. September möglichst wenige Wähler für NPD und DVU stimmen.

Herausgegeben wird die einmalige Ausgabe von Speziell vom Bündnis "Keine Stimme den Nazis", das im Frühjahr 2008 von der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg, der Antifaschistischen Linken Berlin und dem Jugendverband solid gegründet wurde. Mittlerweile haben sich fast 40 Jugendgruppen und -verbände angeschlossen, die gemeinsam die Auflage von etwa 50.000 Stück der achtseitigen Zeitung finanziert haben und nun an die Brandenburger bringen.

"Man muss die Leute da abholen, wo sie stehen", sagte Kim Sommer, die Pressesprecherin von "Keine Stimme gegen Nazis", der taz. "Daher haben wir uns für das Format der Boulevardzeitung entschieden, mit der wir hoffen, Brandenburger und Brandenburgerinnen jeden Alters zu erreichen." Erstellt wurde Speziell von einer zehnköpfigen Redaktion aus Schülern, Studenten und anderen Engagierten. "Die Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt, weshalb auch unter keinem Artikel ein Autor steht," so Sommer.

Das Layout des Blattes folgt der Aufmachung der Titel, die sonst in der Boulevardecke des Kiosks um Kaüfer buhlen: Viele bunte Bilder, große Überschriften und kurze Texte, in denen in bester Bild-Manier die wichtigsten Passagen gefettet wurden. Mit der äußeren Form auch das Image einer Boulevardzeitung zu übernehmen fürchtet Sommer dennoch nicht. "Inhaltlich arbeiten wir ja mit seriösen Quellen und wahren Sachverhalten." Und wirklich bemerkt man diesen redaktionellen Unterschied dank des Einsatzes von Fremdwörtern, den Sätzen mit Verben und fehlenden Ausrufezeichen sofort. Hier folgt einmal die Form nicht der Funktion.

Konkret entstanden so etwa eine Bilderstrecke, die straffällige NPD-Politiker an den Pranger stellt, oder ein Artikel über die Parteienfinanzierung unter der Überschrift "Vorsicht Abzocker". Auch an eine Top/Flop-Aufzählung sowie ein Kreuzworträtsel wurde gedacht, das jedoch Fachwissen sowohl aus der linken als auch der rechten politischen Ecke voraussetzt.

In den nächsten Tagen wird Speziell in ganz Brandenburg verteilt. Außerdem kann man die Zeitung unter www.keine-stimme-den-nazis.de bestellen und als PDF ansehen.

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