Kommentar Homoehe in Kalifornien: Die Faust im Bauch

Die Kalifornier haben zwar Obama gewählt, aber gleichzeitig gegen die Homoehe gestimmt. Die Aktivisten sind schwer enttäuscht.

An diesem historischen Wahltag mussten die Rechtsreligiös-Republikaner ihre Niederlage hinnehmen. Doch sie haben es geschafft, sich ein letztes Denkmal zu setzen.

Seit Juni war Kalifornien der zweite Bundesstaat neben Massachusetts, in dem schwule und lesbische Paare heiraten konnten, und seit Anfang Oktober wurde in Connecticut von den Gerichten entschieden, dass ab Mitte November auch dort geheiratet werden darf. Es sollten also drei Bundesstaaten sein. Aber seit gestern sind es wieder nur zwei: Die Kalifornier haben zwar in ihrer Mehrheit Obama gewählt, aber sie haben - traut man den bislang ausgezählten Stimmen - die Möglichkeit des Referendums genutzt, um gegen die Homoehe zu stimmen. Ebenso wie die Wähler in Arizona und Florida. Nun sind es 29 Bundesstaaten, in denen die Ehe auf die Kombination Mann plus Frau festgelegt worden ist. Aber nirgends tut es so weh wie in Kalifornien. Die Entscheidung gegen die Homoehe ist ein "roter Fleck in einem der blauesten aller blauen Bundesstaaten", sagte ein zutiefst enttäuschter Aktivist. Und: "Es ist wie eine Faust im Bauch."

Besonders schmerzlich ist die Tatsache, dass so viele Obama-Unterstützer und gerade auch die Mehrheit der schwarzen und Latino-Wähler gegen die Homoehe gestimmt haben. Ein Aktivist bemerkte bei der Bekanntmachung des Ausgangs, wie furchtbar es sei, dass schwul-lesbische Kalifornier aller Ethnien Millionen Dollar und Stunden für Obamas Kampagne investiert hatten - nicht zuletzt, um schwarze und Latino-Wähler zu mobilisieren. Seine Statement sagt viel über die allgemeine Stimmung: "Wir hätten alle zusammen von der Berghöhe stolz das Gelobte Land vor uns sehen können. Stattdessen haben genau die Leute, mit denen wir den Berg erklommen hatten, uns und unsere Familien von der Bergkante runtergeschmissen." Und ein anderer Aktivist bemerkte nicht weniger prototypisch: Nun, mit Obamas Wahl könnten "afroamerikanische Eltern ihren Kindern überzeugend erzählen, sie können alles werden, was sie nur wollen - außer schwul". Die Enttäuschung in der sogenannten alternativen Szene ist enorm. Diese Kluft wird schwer zu überbrücken sein.

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