Frühwarnsystem in Betrieb: Gewappnet gegen neuen Tsunami

Das deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem hat am Dienstag seinen Betrieb aufgenommen. Unklar ist jedoch, wie die Warnungen auch schnell in entlegene Dörfer gelangen.

Die wichtigsten Komponenten des Warnsystems sind Bojen, Seismometer und Sensoren, die Daten in ein Lagezentrum nach Jakarta senden. Bild: dpa

"Wir leben an einem Abgrund." Diese drastische Aussage traf am Dienstag Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, als er das neue Tsunami-Frühwarnsystems in der Hauptstadt Jakarta einweihte. Deshalb sei dieses System so wichtig für sein Land. Die maßgeblich von deutschen Wissenschaftlern entwickelte Technologie bedeutet für Indonesien einen enormen Fortschritt, hatte es Ende 2004 doch überhaupt kein Warnsystem für den Indischen Ozean gegeben. Damals hatte ein Tsunami weite Teile der indonesischen Provinz Aceh sowie Küstenabschnitte in Sri Lanka, Indien und Thailand zerstört. Mehr als 230.000 Menschen kamen ums Leben.

Die wichtigsten Komponenten des deutsch-indonesischen Warnsystems sind Bojen, Seismometer und Sensoren, die Daten in ein Lagezentrum in der Hauptstadt Jakarta senden, von wo aus innerhalb von Minuten Alarm gegeben werden kann. Nach Aussagen von Experten lassen sich Ursprung und Stärke eines Erdbebens mit den heutigen Techniken sehr gut bestimmen. "Aber nicht jedes Beben im Meer löst auch einen Tsunami aus", so Jörn Lauterjung vom Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ), einer der beteiligten deutschen Forschungseinrichtungen. Deshalb wird ein spezielles Tsunami-Frühwarnsystem benötigt. Deutschland hat das Frühwarnsystem, das erst 2010 voll einsatzfähig ist, mit insgesamt 51 Millionen Euro unterstützt.

Reibungslos verlief dessen Etablierung keineswegs. Unter anderem hatte sich gezeigt, dass die ersten, im Spätsommer 2005 nach Indonesien verschifften Bojen nicht richtig funktionierten. Und nun gibt es Meldungen, nach denen mehrere Bojen verschwunden seien. Es seien jedoch keine von Deutschland konstruierten Bojen, sondern amerikanische und indonesische, wird Rainer Kind vom GFZ Potsdam in Interviews zitiert. Gravierende Probleme sieht er darin nicht: Die jetzt angelaufene Testphase erstrecke sich über zwei Jahre, und die fehlenden Bojen würden ersetzt.

Kopfzerbrechen bereitet den Experten vor allem, wie man einen Tsunami-Alarm rechtzeitig an die Bevölkerung übermittelt. Kritiker monieren, dass das deutsche Warnsystem nicht an die Bedürfnisse der Indonesier angepasst worden sei. Das zeigte sich im September 2007, als zwar korrekt ein Tsunami vorausgesagt worden war. Aber die Warnungen aus Jakarta hatten die Menschen in der Provinz Bengkulu an der Südwestküste Sumatras gar nicht oder erst mit deutlicher Verspätung erreicht.

Dass Indonesiens Behörden in diesem Punkt völlig überfordert sind, bewiesen bereits die tragischen Ereignissen vom Juli 2006. Ein Seebeben von der Stärke 7,7 hatte eine Flutwelle an der Südküste Javas ausgelöst. Zwar hatten die Katastrophen-Warnzentren auf Hawaii und in Japan vor einem möglichen Tsunami gewarnt. Doch die Appelle kamen nie bei den Küstenbewohnern an. Telefonanrufe drangen nicht zu den kleinen Fischerdörfern durch. Eine Idee nun: Warnungen durch Lautsprecher von Moscheen aussprechen.

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