Kommentar: Papst wäscht Hände in Unschuld

Es wird wohl nicht allein an Angela Merkel gelegen haben, dass sich der Vatikan am Ende zu einer deutlichen Kurskorrektur genötigt sah. Mit seiner Kehrtwende rettet Benedikt XVI. seine Autorität.

Nirgendwo war der öffentliche Unmut über die umstrittene Entscheidung des Papstes, den britischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson wieder in den Schoß seiner Kirche zurückzuholen, so hochgekocht wie in Deutschland. Der Mainzer Kardinal Lehmann hatte die Entscheidung des Papstes eine "Katastrophe" genannt, später forderte Kanzlerin Merkel den Vatikan zu deutlicherem Klartext auf. Und in Mannheim richtete eine Gemeinde sogar eigens eine Telefonhotline ein, unter der entrüstete Gläubige ihrem Ärger Luft machen konnten. Dass ausgerechnet ein deutscher Papst in dieser Frage so unsensibel sein konnte, musste hierzulande besonders aufstoßen.

In anderen Ländern dagegen blieb die Kritik vergleichsweise verhalten. Selbst in Italien hatten die meisten Zeitungen den Skandal um die Levebvrianer schon zu den Akten gelegt. Nur noch Berichte aus dem aufrührerischen Deutschland gab es zuletzt - ganz so, als ginge das Thema ausgerechnet jenes Land nichts an, in dem der Vatikan zu Hause ist.

Es wird wohl nicht allein an Angela Merkel gelegen haben, dass sich der Vatikan am Ende zu einer deutlichen Kurskorrektur genötigt sah. Stärker dürfte das Wort der deutschen Bischöfe, die sich deutlich von Benedikt distanziert hatten, ins Gewicht gefallen sein. Nicht während seiner wöchentlichen Generalaudienz, dafür per Pressemitteilung gab der Papst seine Kehrtwende bekannt.

Dass Benedikt selbst die Leugnung des Massenmords an den Juden in keiner Weise billigt, hatte er schon zuvor deutlich gemacht. Mit seiner Aufforderung an Williamson, seine umstrittenen Äußerungen zur Shoah "in unmissverständlicher Weise" zu widerrufen, wenn er als katholischer Bischof vollständig rehabilitiert werden wolle, hat er jetzt gerade noch die Kurve gekriegt. Indem er behauptet, von diesen Äußerungen nichts gewusst zu haben, wäscht der Papst seine Hände in Unschuld. Und indem er es Williamson überlässt, über seinen Schatten zu springen, betreibt er Schadensbegrenzung. So hat er seine angekratzte Autorität zumindest vorerst wiederhergestellt.

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Daniel Bax ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz. Er schreibt über Innen- und Außenpolitik in Deutschland, über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 veröffentlichte er das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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