die wahrheit: Plüschherzen in pink

Heute ist Valentinstag, an dem sich Liebende mit Zuneigungsbeweisen überhäufen. Wer ist dieser Valentin eigentlich? Und warum gab er dem Tag der Liebe seinen Namen?

Wer genau der Heilige Valentin war und ob es ihn überhaupt je gegeben hat, ist völlig unklar. Selbst die katholische Kirche hat da ihre Zweifel, weswegen er mit der Reform des römischen Generalkalenders von 1970 ersatzlos gestrichen wurde. Offiziell wird seither am 14. Februar nur noch der Heiligen Kyrill und Method gedacht.

Vor der vatikanischen Kalenderreform war der 14. Februar von einem "Heiligen Valentin" besetzt, der einmal als römischer Priester und Märtyrer, hingerichtet unter Claudius Gothicus, ein anderes Mal als Bischof von Terni, gestorben eines natürlichen Todes, oder auch als alles zusammen verehrt wurde. Seit dem frühen Mittelalter sind Legenden überliefert, die sich auf einen Heiligen dieses Namens beziehen. Er galt der volkstümlichen Deutung seines Namens wegen als Schutzpatron gegen die Fallsucht, die Epilepsie, die insofern auch als "Valentinskrankheit" bezeichnet wurde. In erweiterter Zuständigkeit wurde er auch bei Kopf-, Zahn- und Gliederschmerzen sowie bei Unterleibsbeschwerden jeder Art angerufen.

Allerdings gab es im Mittelalter eine ganze Reihe an Heiligen mit Namen Valentin - lateinisch "der Gesunde" -, deren wundertätige Reliquien verteilt über ganz Europa verehrt wurden. Einer davon, ein gewisser Valentin von Viterbo, soll unter Kaiser Maximilian den Märtyrertod erlitten haben, ein weiterer sei Mitte des 5. Jahrhunderts Bischof in Rätien gewesen. Die Gebeine des letztgenannten Valentin seien in Meran aufbewahrt und im 8. Jahrhundert nach Passau überführt worden, wo er zum Bistumsheiligen avancierte. Sein Gedächtnistag wird seit je am 7. Januar gefeiert. Anderes Gebein, angeblich das des echten Bischofs von Terni, kam im frühen 18. Jahrhundert ins schwäbische Krumbach. Welcher der zahlreichen Valentins am 14. Februar verehrt wurde und seit wann, bleibt völlig ungeklärt. In Dublin etwa werden an diesem Tag die Gebeine eines Saint Valentine vorgezeigt, die Papst Gregor der XVI. im Jahre 1835 den Iren geschenkt haben soll.

Bis Mitte des 4. Jahrhunderts - und in einigen Regionen der Christenwelt bis herauf ins 9. Jahrhundert - war am 14. Februar das Fest der "Darstellung des Herrn" gefeiert worden, das daran erinnerte, dass Jesus getreu mosaischem Gesetze am vierzigsten Tag nach seiner Geburt in den Tempel gebracht wurde. Die Geburt Jesu war in der Frühzeit des Christentums am 6. Januar gefeiert worden, was das "Darstellungsfest" auf den 14. Februar fallen ließ. Als im Jahre 354 Papst Liberius Weihnachten auf den 25. Dezember vorverlegte - bis dahin war das der Adam-und-Eva-Tag gewesen -, verschob sich das Fest der "Darstellung des Herrn" auf den 2. Februar. Der 14. Februar wurde zu einem "leeren Tag" ohne Schutzheiligen oder sonstigen Segen der Kirche. Er verkam zusehends zum "Unglückstag": Wer an diesem Tage geboren werde, sei zeitlebens von Pech und Missgeschick verfolgt und würde früh sterben. Kälber, die an diesem Tag zu Welt kamen, wurden nicht aufgezogen, Bruthennen setzte man nicht auf die Eier, die verfaulen oder lahme Küken hervorbringen würden. Mancherorts hielt man den 14. Februar für verflucht, weil an diesem Tage Judas Ischariot, der Verräter Jesu, geboren worden sein soll.

Im angelsächsischem Raum allerdings erinnerte man sich daran, dass im vorchristlichen Rom an den Iden des Februar, sprich: am 14. und 15. des Monats, das Fest des Hirtengotts Lupercus gefeiert wurde, an dem junge Männer und Frauen durch das Ziehen von Losen zu Liebespaaren auf Zeit wurden. Die Festtage des Lupercus markierten die hohe Zeit, von der man glaubte, dass sich die Vögel paarten und in der die Fruchtbarkeit von Frauen für das folgende Jahr bestimmt werde. Das "heidnische" Kultfest der Lupercalien wurde wiederbelebt und konnte ab dem ausgehenden Mittelalter auch in einigen Regionen des deutschen Kulturaumes Fuß fassen: der 14. Februar wurde dort als "Vielliebchentag" gefeiert, an dem mit allerlei Ritualen künftige Beziehungen angebahnt wurden. Versuche der katholischen Kirche, den Tag wieder für Heiligenverehrung zu vereinnahmen, blieben weitgehend erfolglos. Zu größerer Popularität gelangte der "Tag der Liebenden" mit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Wann genau der 14. Februar mit einem Heiligen Valentin besetzt wurde und mit welchem, lässt sich nicht mehr klären. Das Valentinsbrauchtum der Freundschafts- und Liebesbekundungen hat mit einem Heiligen dieses Namens jedenfalls nicht das Geringste zu tun. Vielmehr geht es auf einen römischen Hirtengott namens Lupercus zurück. Die seit den Siebzigerjahren aus den USA nach Deutschland schwappende Unsitte pinkfarbener Klappkarten und Plüschherzen hat weder mit dem einen noch dem anderen zu tun: Sie ist reiner Kommerz, der sich in den USA längst zum Konsumterror ausgewachsen hat: Innerhalb von Peergroups wie etwa Schulklassen bestimmt sich die soziale Rangordnung an der Anzahl von Valentinskarten beziehungsweise -SMS, die man erhalten hat. Beides sündteuerer Schnickschnack, vor allem wenn man sich Karten und SMS selber schreiben muss, mit denen einen Post und Telekom ordentlich abzocken.

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