Schavan scheidet die Geister

DOKTORDEBATTE Rücktrittsforderungen, aber auch Solidaritätsadressen von deutschen Professoren für die angeschlagene Bundesbildungsministerin

BERLIN dpa/taz | Nach der Aberkennung des Doktortitels von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gibt es unterschiedliche Reaktionen aus der Wissenschaft. Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, sagte am Donnerstag, Schavans Rücktritt wäre „möglicherweise doch die richtige Konsequenz“. Einige Professoren wie der Präsident der Humboldt-Uni Berlin, Jan-Hendrik Olbertz, übten aber auch Kritik an der Entscheidung der Uni Düsseldorf, Schavan den Doktortitel abzuerkennen. Der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, mahnte, Schavan nach Kompetenz und Leistung zu beurteilen. Da gebe es „keinen Grund zum Rücktritt“.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, wiederum forderte Schavans Abgang. „Schließlich weiß man unter Deutschlands 11,5 Millionen Schülern und 2,5 Millionen Studenten recht genau, dass Schummeleien bei Prüfungsarbeiten zur Aberkennung der Prüfungsleistung führen“, so Kraus.

Schavan ist noch bis Freitag auf einer Dienstreise in Afrika. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch erklären lassen, die Bildungsministerin habe ihr „volles Vertrauen“, aber eine Festlegung vermieden, ob Schavan im Amt bleiben kann.

Als erster Koalitionspolitiker legte Bayerns FDP-Fraktionschef Thomas Hacker Schavan den Rücktritt nahe. Die Ministerin müsse „bereit sein, notwendige Konsequenzen zu treffen“, sagte Hacker im Deutschlandfunk. „Wenn ich die Messlatte für andere sehr hoch setze, wie sie es getan hat, dann muss ich die Messlatte auch für mich ansetzen“, so Hacker. Er bezog sich dabei auf Äußerungen Schavans zur Plagiatsaffäre um Exverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Damals hatte Schavan gesagt, sie schäme sich nicht nur heimlich.

Schwerpunkt SEITE 3

Gesellschaft + Kultur SEITE 13