Obamas Gegenredner Jindal: Der letzte Republikaner

Erneuerung für die müde republikanische Partei kommt aus den Provinzen - zum Beispiel in Person von Bobby Jindal. Der Gouverneur von Louisiana hielt nun die Gegenrede zu Obama.

Reagierte promt auf Obamas Ruck-Rede: Bobby Jindal. Bild: ap

WASHINGTON taz Bobby Jindal bekam 20 Minuten kostenlose Werbezeit. Der 37-jährige Gouverneur von Louisiana, Republikaner, stand in der Lobby seines Amtssitzes in Baton Rouge und wetterte über Obama. Jindals Tirade wurde landesweit übertragen. Es sei "unverantwortlich", wie Obama und die Demokraten mit dem kürzlich verabschiedeten Konjunkturpaket künftige Generationen mit Schulden belastet hätten. Steuern zu erhöhen und mehr Geld und Macht in die Hände von Politikern in Washington zu legen sei nicht der richtige Weg, sagte Jindal und wiederholte damit die Kritik des republikanischen Lagers an der Strategie der Obama-Regierung. Kein Wort davon, dass es eigentlich die Republikaner unter George W. Bush waren, die den USA die schlimmste Krise seit Jahrzehnten bescherten.

Die Republikanische Partei hatte ihren indischstämmigen Gouverneur auserkoren, die traditionelle Gegenrede zur Kongressansprache des US-Präsidenten zu halten. Für Jindal waren es 20 Minuten Berühmtheit, die 2012 in eine Präsidentschaftskandidatur münden könnten. Er kritisierte nicht nur Obamas Politik, er nutzte seinen Auftritt auch, um seinen persönlichen Lebensweg, eine Aufstiegskarriere, zu erzählen.

Jindal ist Sohn eines hart arbeitenden indischen Migranten, der nie aufhörte, an die Größe und die Überlegenheit "Americas" zu glauben. Jindal, seit 2007 Gouverneur, illustrierte seinen Glauben an die Selbstheilungskräfte der US-Bürger mit dem letzten Hurrikan, "Gustav", bei dem es wieder einmal die einfachen Menschen gewesen seien, die zupackten, während Washingtoner Bürokraten auf Steuerzahlerkosten nur im Weg herumgestanden hätten.

Erst am Sonntag hatte sich Jindal medienwirksam zu einem der schärfsten Kritiker Obamas aufgeschwungen. In Interviews erklärte er, er werde die seinem Bundesstaat aus dem Konjunkturpaket zugedachte Stimulationssumme von 3,8 Milliarden Dollar nicht annehmen, weil damit "Steuergeld hart arbeitender Amerikaner" verschwendet werde. Wie sich jedoch später herausstellte, wollte Jindal dann doch 3,7 der 3,8 Milliarden annehmen. Aber der Coup saß. Ein konservativer Rebell aus dem Süden war geboren. Und im Obama-Zeitalter kann sich ein junger Politiker mit indischen Wurzeln durchaus anschicken, seine Präsidentschaftskandidatur vorzubereiten.

Die Entscheidung, ausgerechnet einen Mann der Exekutive zum "Gegenredner" Obamas zu ernennen, sagt viel über den Zustand der Republikaner aus. Die großen Ideen für den Gegenangriff auf Obama und seine Demokraten kommen - ohne Mehrheit im Kongress - wohl eher nicht aus Washington. Die Konservativen scheinen sie daher in den Machtzentren der Provinz zu suchen, in den Südstaaten, wo sich bereits eine breite Opposition gegen Obama herausgebildet hat. Jindal ist dabei nur einer von mehreren republikanischen Gouverneuren. Zu der ehrgeizigen Truppe zählen auch Mark Sanford in South Carolina, Jon Huntsman in Utah, Tim Pawlenty in Minnesota und der telegene Gouverneur von Florida, Charlie Christ, der allerdings Obama kürzlich aktiv bei seinem Konjunkturpaket unterstützte und daher als moderat gilt. Gouverneure haben den Vorteil, dass sie zeigen können, was sie bewegt haben.

Kommt die Erneuerung der republikanischen Partei von der Peripherie? Die Washingtoner Republikaner, aufgerieben und machtlos, wollen das Feld keineswegs räumen. "Wir sehen den Senat als Ideenschmiede", sagte der konservative Minderheitenführer Mitch McConell der Washington Post. Es seien die konservativen Senatoren, die künftig mit ihren Zusätzen zu demokratischen Gesetzentwürfen Schritt für Schritt einen neue Vision für die ins Abseits geratene Partei entwerfen würden.

Mit Jindal hat sich die Partei aber vorerst entschlossen, einem Nachwuchspolitiker eine Chance zu geben. Mit 24 Jahren war Jindal bereits Gesundheitsminister in Louisiana. 2004 schickten ihn seine Wähler in den Kongress, bevor er zum Gouverneur gewählt wurde. Für sein fehlerloses Krisenmanagement bei Hurrikan "Gustav" erhielt Bobby Jindal landesweit Lob. Solche Hoffnungsträger können die Republikaner dringend brauchen. ADRIENNE WOLTERSDORF

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