Demo gegen Stellenabbau bei der WAZ: "Mitarbeiterkapazitäten" statt Menschen

In Soest haben am Samstag 220 Journalisten und Bürger gegen den Stellenabbau bei den Tageszeitungen der WAZ-Gruppe demonstriert. Diese hatte angekündigt, 32 Millionen Euro einzusparen.

Bei der Demo in Soest waren 220 Journalisten und Bürger. Bild: dpa

Eckhard Uhlenberg ist Landesminsiter für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW - mit Medienfragen hat er also wenig am Hut. Trotzdem griff Uhlenberg am Samstag zum Mikrofon, als in Soest rund 220 Menschen gegen die Schließung zweier Lokalredaktionen der Westfalenpost (WP) protestierten. Neben Soest soll die WP auch in Werl nicht mehr erschienen. Dass Uhlenberg sich dazu äußert, ist dennoch schnell erklärt: Er ist in Werl geboren, die Gegend sein Wahlkreis.

Er hoffe, so Uhlenberg, dass die letzte Entscheidung noch nicht gefällt sei und die WP an beiden Standorten erhalten bleibe. "Unsere Demokratie lebt davon, dass es unterschiedliche Parteien gibt - aber sie lebt auch davon, dass es unterschiedliche Zeitungen gibt", sagte der Christdemokrat am Rande der Demo. Die WP habe den Anspruch, die Stimme Südwestfalens zu sein. "Wenn man aber in wesentliche Teilen Südwestfalens nicht mehr erscheint, ist man auch nicht mehr die Stimme Südwestfalens", so Uhlenberg weiter.

Mit der angekündigten Schließung will sich die Essener WAZ-Mediengruppe, zu der die WP gehört, aus beiden Städten komplett verabschieden - anders als noch im Dezember versprochen: Standorte komplett aufzugeben sei der falsche Weg, hatte WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus gesagt. Nun sieht die Lage anders aus. Klare Gewinnerin ist die Ippen-Gruppe, die künftig mit ihrem Soester und Werler Anzeiger allein am Ort verbleibt.

WP-Betriebsrat Volker Dörken geißelte indes den Umgang der Chefs mit ihren Mitarbeitern. 20 Kollegen in Werl und Soest müssten ihre Schreibtische räumen. Ungewiss sei, was mit der Geschäftsstelle passiere, den Kolleginnen und Kollegen in der Anzeigenabteilung und den Zeitungsboten. Aber das interessiere die "kühlen Rechner in der Unternehmensleitung" nicht: "Die reden nicht von Menschen, die reden von MAKs - Mitarbeiterkapazitäten."

Rund 330 Stellen will die WAZ-Gruppe streichen und gut 32 Millionen Euro sparen. Dabei wird im Lokalen kräftig ausgedünnt, nicht nur in Soest und Werl. Die Betriebsräte der WAZ-Titel WP, Westfälische Rundschau, Neue Ruhr-/Rhein-Zeitung und Westdeutsche Allgemeine Zeitung hatten deshalb unlängstvon einer Gefahr für die Demokratie gesprochen. Dörken bekräftigte das in Soest: "Wir werden Lokalredaktionen haben, die so dünn aufgestellt sind, dass sie ihren Pflichten nicht mehr nachkommen können."

Einer der beiden WAZ-Geschäftsführer, Ex-Kanzeleramtsminister Bodo Hombach, war übrigens auch nach Soest gekommen. Er saß auf einer Walze, die WP-Logos plattmachte. Alles symbolisch und natürlich nicht Hombach persönlich, sondern eine gut gefütterte Attrappe. Die hatten die Gewerkschaften auf die Walze gehievt. Die hatten auch zur Demo in Soest aufgerufen.

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