Umweltschützer entsetzt: Kritik an Eisendünger-Experiment

Das Bundesforschungsministerium verteidigt die umstrittenen Versuche des Alfred-Wegener-Instituts zur Eisendüngung der Meere.

Hochumstrittenes Verfahren: Planktongemenschaft drei Wochen nach der Eisendüngung. Bild: dpa

Anfang nächster Woche wird das Forschungsschiff "Polarstern" des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) zurück in Deutschland erwartet. Deutsche und indische Wissenschaftler haben auf der "Polarstern" ein umstrittenes Experiment zur Eisendüngung des Meeres durchgeführt. Für Wirbel sorgte das Projekt im Südatlantik auch durch einen Streit zwischen Bundesumwelt- und Bundesforschungsministerium.

Auf 300 Quadratkilometern hatten die Wissenschaftler rund 20 Tonnen Eisensulfat ausgebracht, um die Algenblüte zu fördern. Algen nehmen im Wachstum Kohlendioxid auf und speichern es nach dem Absterben am Meeresboden ab. Unter dem Schlagwort "Geo-Engineering" könnte die großflächige Eisendüngung dem Klimaschutz auf die Sprünge helfen, so hoffen zumindest einige Forscher.

Praktisch sind die Auswirkungen der Eisendüngung auf die empfindliche Meereschemie jedoch kaum einzuschätzen. Umweltschützer stemmen sich deshalb vehement gegen das Projekt. Nachdem das "Lohafex"-Experiment Mitte Januar zunächst gestoppt wurde, gab das Bundesforschungsministerium nach der Sichtung neuer Gutachten dann doch grünes Licht. Die Meinungsverschiedenheit zwischen den Ministerien besteht nach wie vor - und sie ist "ein Symptom für die schwache Position der Bundesregierung beim Schutz der biologischen Vielfalt", kritisiert die naturschutzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Undine Kurth. Das belegten auch die Antworten auf eine kleine Anfrage der Grünen zum Projekt.

Dreh- und Angelpunkt des Streits sind demnach die Beschlüsse der Konferenz zur Biodiversität (CBD) von 2008. Die sehen unter anderem ein Moratorium für die Eisendüngung vor. Die Bundesregierung stuft das Experiment jedoch als Grundlagenforschung ein und sieht daher keinen Verstoß gegen die Beschlüsse. Die Forschungskooperation wurde zudem bereits 2005 vereinbart, heißt es in der Antwort. Interpretationsspielraum lassen demnach auch die Begriffe "Kleinskaligkeit" und "küstennahe Gewässer" zu.

"Die Bundesregierung muss sich auf eine Linie einigen und durch die Umsetzung in nationales Recht Klarheit schaffen", fordert Kurth. Das CBD-Moratorium habe den Meeresschutz endlich auf die offizielle Agenda gesetzt: "In derzeitiger Form sind die Beschlüsse jedoch nichts wert."

Die Ergebnisse des AWI-Experiments sollen am 23. März vorgestellt werden. Das AWI hatte bereits früher Versuche zur Eisendüngung durchgeführt und betont, das Experiment diene allein dem besseren Verständnis der Rolle des Eisens im globalen Klimasystem. Auf der anderen Seite stehen jedoch Unternehmen wie die kalifornische Firma Planktons, die hinter der Eisendüngung ein einträgliches Geschäft wittern. Auch in Indien wird der kommerzielle Einsatz von Unternehmen diskutiert.

SARAH MESSINA

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