Brennstoffzelle im Praxistest

In Krefeld wird ein Wohngebiet mit einer Brennstoffzellen-Anlage mit Strom, Licht und Wärme versorgt. Europaweit gilt der Versuch als einmalig: Im Alltagseinsatz muss die Brennstoffzellentechnik zeigen, wie effizient und umweltschonend sie ist

VON SANDRINA MAHLBERG

Die globale Klimaentwicklung und die Luftverschmutzung in Großstädten sind besorgniserregend. Weltweit werden deshalb neue, umweltschonendere Technologien zur Strom- und Wärmeerzeugung getestet. Eine davon ist die Brennstoffzellen-Technologie. In Krefeld. werden seit rund 10 Monaten Bewohner im Ortsteil Fischeln mittels Brennstoffzellentechnik mit Strom und Wärme versorgt. Ein Hauptproblem: Die Leistungen der Kesselanlage, die für die Wärme- und Stromerzeugung der angeschlossenen Ortschaft zuständig ist, muss deshalb gedrosselt werden. Das europaweit einmalige Projekt am Niederrhein soll die Eignung dieser Technologie nachweisen.

Am vergangenen Freitag wurde das Energienetz erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Halle, in der sich die moderne Kraftzentrale befindet, wurde eigens von einem Architekten angefertigt, damit sie sich in das Bild der Nachbarschaft einfügt. Die Baumaterialien – Cortenstahl, Sichtbeton und Glas – wurden bewusst gewählt, um sich dem Wohngebiet anzupassen. Arno Gedigk, Betriebsleiter der Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH in Moers, kann ein vorläufiges Fazit ziehen. „Die Anlage wird von den Bewohnern überwiegend akzeptiert.“ Ein Grund dafür sei die anspruchsvolle Gestaltung der Halle und des Außenbereichs. Rundherum stehen Blumen und Bäume im Gelände – durchaus eine Augenweide für die Bewohner.

Das Projekt ist eines von 56 geförderten Brennstoffzellen-Projekten in NRW. Ziel dieser Projektpalette ist es, einen Nachweis der Eignung dieser modernen Technologie für die Wohngebietsversorgung zu erbringen. Bei positiver Resonanz könnte die Technologie in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Der Praxistest in Krefeld-Fischeln ist in seiner Größenordnung herausragend. Erstmals wird hier die erzeugte Wärme an Ein- und Mehrfamilienhäuser, aber auch Kindergärten und Einzelhandelsgeschäfte verteilt. Im Winter können so insgesamt 40 Wohneinheiten komplett geheizt und mit Warmwasser versorgt werden. Im Sommer reicht die Wärme sogar zur Versorgung von 300 Wohneinheiten mit Warmwasser aus. Der dabei produzierte Strom wird in das Netz der Stadtwerke Krefeld eingespeist und unmittelbar an die Verbraucher weitergeleitet.

Die Brennstoffzellen-Technologie wird als die Zukunft der Energiergewinnung gesehen. Sie soll fortschrittlicher, effizienter und umweltfreundlicher sein als die heutigen Modelle. Aber wie funktioniert eine Brennstoffzelle überhaupt? Kurz und knapp: In der Anlage wird chemische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Das funktioniert ähnlich wie bei Batterien. Die Brennstoffzellen produzieren Gleichstrom bei niedriger Spannung. Wärme und Strom werden abgegeben, ohne dass – wie bei herkömmlichen Anlagen – Emissionen entstehen. „Die Brennstoffzellen-Anlage produziert ohne Emissionen. Nur eine geringe Menge von Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf wird ausgestoßen.“, sagt Gedigk. Fazit: eine sinnvolle Investition in die Zukunft.

Erste Betriebserfahrungen zeigen, dass sich Investitionen wie diese lohnen. „Bisher hat es keinen unplanmäßigen Ausfall der Anlage gegeben“, so Gedigk. Aber nicht nur im Rahmen der Hausenergieversorgung ist die Brennstoffzelle förderfähig. Sie ist vielseitig nutzbar: Auch Autos, Laptops und Camcorder könnten mit der Kraft der Brennstoffzelle betrieben werden.