EU-Regulierungspläne: Heuschrecken und Hedgefonds zähmen

Die einen kaufen und zerlegen Unternehmen, die anderen spekulieren auf fallende Kurse und treiben so die Märkte. Was die EU für Hedgefonds und Private Equity plant.

Manager von Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften sollen in Zukunft erstmalig kontrolliert werden. Das berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) unter Berufung auf ein Arbeitspapier der EU-Kommission. Weiter sei ein neues EU-Gremium zur Risikokontrolle geplant. Die Kommission wollte sich nicht zu den Plänen äußern.

Die Kommission erarbeitet derzeit einen Vorschlag für die Regulierung von Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften, sogenannten Private-Equity-Firmen, der am 21. April ins EU-Parlament eingebracht werden soll. Beide unterliegen bisher keiner Regulierung. Kontrollinstanzen haben deshalb keinen Überblick, wie viele und in welchem Umfang Fonds überhaupt in Europa aktiv sind. Das soll die Richtlinie ändern.

Firmen, die Fonds managen, benötigen der FTD zufolge künftig eine Zulassung, sofern sie mehr als 250 Millionen US-Dollar verwalten. Beteiligungsgesellschaften müssten Bilanzen und Gewinn-und-Verlust-Rechnung veröffentlichen, wenn sie mehr als 50 Millionen Euro Umsatz oder 250 Mitarbeiter haben. Diese Daten würden dann in einem neuzugründenden "Rat für Systemrisiken" auf EU-Ebene analysiert.

Das sei dringend nötig, sagt Michael Grote von der Frankfurt School of Management. Nur so könnten zukünftige Krisen verhindert werden. "Auch wenn Hedgefonds nicht für die derzeitige Krise verantwortlich sind, sind sie als systemrelevant einzustufen." Eine bei der EU angesiedelte zentrale Stelle mit einer schlanken Struktur ist Grote zufolge deshalb sinnvoll. "Diese kann für den Austausch zwischen den nationalen Regulierungsämtern förderlich sein."

Als weitere Maßnahme sollen Fondsmanager Eigenkapital als Risikopuffer bereithalten. Die Untergrenze läge bei 125.000 Euro, ansonsten drohe der Lizenzentzug. Hedgefonds würden somit ähnlich den Banken kontrolliert, sagt Grote. Das gefährde die Fonds nicht. "Die Renditen werden sinken, aber die Fonds werden weiter bestehen."

Die Handlungsmöglichkeiten der Fondsmanager sollen dem Bericht zufolge nicht angetastet werden. So würden beispielsweise Leerverkäufe von Aktien nicht reglementiert. Dies hatte unter anderem die internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden gefordert. Leerverkäufe werden als einer der Gründe für die weltweiten Kursstürze an den Börsen 2008 gesehen. Auch dürfen sich Hedgefonds weiterhin in Steueroasen ansiedeln. Für Grote ist das ein Problem: "Zwei Drittel aller Hedgefonds sitzen in Steueroasen und sind nicht an europäisches Recht gebunden." Deshalb müsse man die Steueroasen mit ins Boot holen. Oder Fonds, die sich nicht an die Regeln halten, den Vertrieb untersagen.

Neben der Europäischen Union plant auch die US-Regierung eine umfassende Regulierung von Hedgefonds. US-Finanzminister Timothy Geithner zufolge sollen auch hier große Hedgefonds registriert werden und Eigenkapital als Risikopuffer vorhalten.

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