Homobewegung 2.0: Protestaktion über das Internet

Eine junge Homobewegung organisiert Widerstand gegen Homophobie übers Internet. Protestforscher sieht eine "neue Chance für gesamte Bewegung“.

Die Einladung zum Kiss-in kommt künftig über das Internet. Bild: dpa

BERLIN taz | Anhaltende Übergriffe auf Schwule und Lesben rufen eine neue, junge Homobewegung auf den Plan. Sie mobilisiert über Onlineplattformen zum Protest, ohne die Unterstützung von alteingesessenen Institutionen.

Der Bewegungsforscher Professor Roland Roth von der Universität Magdeburg-Stendal sieht darin eine Chance für die gesamte Protestbewegung. „Jede Generation muss neue Formen des Protests und der Mobilisierung für sich entwickeln, sich immer neu erfinden“, sagte Roth der taz-Wochenendausgabe sonntaz. Würden die Grünen aufrufen, wäre das für viele ein Grund, nicht hinzugehen, vermutet Roth.

Vergangene Woche hatten sich mehr als eintausend Schwule, Lesben und Heterosexuelle in Berlin-Schöneberg zum Kiss-In versammelt, um gegen einen homophoben Eisdielenwirt zu protestieren – durch Massenknutschen. Organisiert wurde die Aktion von zwei jungen schwulen Berlinern. Sie hatten bei Facebook nur vier Tage zuvor zum Kiss-In aufgerufen und so deutlich mehr Menschen mobilisiert als vergleichbare Aktionen, die vom schwulen Anti-Gewaltprojekt Maneo, dem Schwulen- und Lesbenverband oder den Grünen initiiert wurden.

Vor dem Tag gegen Homophobie am Sonntag bestätigte die Berliner Polizei gegenüber der taz aktuelle Zahlen zu homophoben Gewalttaten. In der Hauptstadt wurden im vergangenen Jahr 67 Übergriffe auf Schwule und Lesben gemeldet, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen. Einer Maneo-Studie zufolge erfährt die Polizei nur von jedem zehnten Vorfall.

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