Verwirrung in Sri Lanka: Leiche von Tiger-Chef präsentiert

Sri Lankas Armee zeigt angeblichen Leichnam des getöteten tamilischen Rebellenchefs, korrigiert aber ihre Fluchtversion des Vortags. Die Rebellen behaupten, ihr Führer lebt.

Ist das wirklich Velupillai Prabhakaran? Die Rebellen behaupten das Gegenteil. Bild: dpa

Sri Lankas Regierung feiert den militärischen Sieg über die Rebellen der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Präsident Mahinda Rajapakse sagte am Dienstag vor dem Parlament, Sri Lanka sei nun vollkommen aus den "Klauen des separatistischen Terrorismus" befreit: "Der Krieg gegen die LTTE ist kein Krieg gegen das tamilische Volk." Mehrfach betonte er, es habe sich bei der Militäroffensive um eine "humanitäre Operation" gehandelt.

Kurz darauf sendete das Staatsfernsehen Bilder des getöteten Rebellenführers Velupillai Prabhakaran. Soldaten reihten sich um den toten LTTE-Führer, der eine Uniform trug und auf dem Rücken lag. Die Bilder lassen darauf schließen, dass Prabhakaran von einer schweren Schusswaffe in der Stirn getroffen wurde. Brigadegeneral Udaya Nanayakkara, der Sprecher des Verteidigungsministeriums, widersprach einer Erklärung vom Vortag, wonach Prabhakaran getötet worden sei, als er in einem Krankenwagen fliehen wollte. Jetzt hieß es, er sei in einem Gefecht getötet worden.

Kurz zuvor hatte die LTTE dem Militär widersprochen. "Unser geliebter Führer Velupillai Prabhakaran lebt und ist in Sicherheit", teilte LTTE-Sprecher S. Pathmanathan in einer am Dienstag im Internetdienst Tamilnet veröffentlichten Erklärung mit. "Er wird unser Streben nach Würde und Freiheit des tamilischen Volkes weiter anführen."

Die LTTE erhob zudem Vorwürfe von Kriegsverbrechen. In einer Erklärung hieß es, zwei ihrer Führer seien am Montag auf Einladung der Armee während einer Feuerpause, die ausländische Botschaften ausgehandelt hätten, unbewaffnet aus dem Rebellengebiet gekommen, um mit der Armee über Bedingungen einer Kapitulation zu verhandeln. Daraufhin hätten Soldaten sie sofort erschossen.

Was sich in den letzten Tagen des brutalen Bürgerkrieges tatsächlich abgespielt hat, lässt sich nicht überprüfen. Die Regierung hinderte während ihrer anderthalb Jahre dauernden Offensive unabhängige Beobachter daran, sich vor Ort ein Bild der tatsächlichen Lage zu machen.

Die Einschränkungen der Meinungsfreiheit nehmen weiter zu. Die Europäische Union warnte vergangene Woche alle EU-Staatsbürger im Land: Die Regierung habe im Radio alle Bürger Sri Lankas aufgerufen, sie über eine dafür eingerichtete Hotline darüber zu informieren, wenn sie mitbekommen, dass sich Ausländer kritisch über die Regierung oder die Armee äußern. "Bitte achten Sie auf ihre Umgebung und darauf, mit wem Sie sich unterhalten, wenn Sie solche Dinge besprechen."

Die Organisation Ärzte für Menschenrechte erklärte am Montag, drei ihrer sri-lankischen Ärzte seien von der Armee im Kampfgebiet festgenommen worden. Es handele sich dabei um Mitarbeiter der staatlichen Gesundheitsbehörde, die in den vergangenen Wochen aus der Kampfzone über massiven Artilleriebeschuss und viele getötete Zivilisten berichteten. Ärzte für Menschenrechte fürchtet, dass die Sicherheitskräfte gegen die Mitarbeiter Gewalt oder Folter einsetzen werden als Rache, weil diese ausländische Medien und Menschenrechtsgruppen über den Beschuss durch Regierungstruppen und über zivile Opfer informiert hätten, heißt es in einer Erklärung der Organisation.

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